213 
Kampfe brausend und heulend ins Wasser sich einbohrt, dann steigen die 
Wellen, dann schäumt die fürchterliche Brandung. Weit über Damm 
und Brüstung wirst sich bei Friedrichsh äsen Woge an Woge her- 
über, daß selbst die feste Mauer, die den Schloßgarten schützt, erzittert. 
Es ist schade, daß der Bodensee mit seinen trefflichen Häfen so 
wenig von kleinen Fahrzeugen belebt ist; selten begegnet ein Segel dem 
suchenden Blicke. Die Dampfboote mit ihren rußigen Kaminen und 
großen Schleppschiffen haben gleich gefräßigen Haifischen die kleinen 
Segel- und Rudertierchen fast alle ausgefressen. Doch hat es auch seinen 
Reiz, wenn man in weiter Ferne das schwarze Schiff aus blauem Grunde 
erblickt und hinter ihm eine lange Dampfwolke sich kräuselt, oder wenn 
der frische Morgenwind ein weißes Segel schwellt. — Der See ist äußerst 
fischreich, besonders an schmackhaften Forellen, und noch reicher an der 
kleinen und großen Muräne. Diese Gangfische, wie man sie nennt, werden 
eingemacht und geräuchert und wie die Heringe in den Handel gebracht. 
Im Spätherbste und Winter fällt das Wasser des Bodenseees fast 
31/2 Meter tief, und es gehört zum Meerartigen des Seees, daß er 
zwar keine tägliche, aber eine jährliche Ebbe und Flut hat. Wenn 
nämlich die Gletscher und Schneefelder aufhören, von der Sonne sich 
auftauen und öffnen zu lassen, so fällt der See regelmäßig 2l/% bis 
3 Meter. Die ankommenden Zuflüsse sind dann nicht mehr so stark, 
um das zu ersetzen, was durch die Verdunstung und durch die Brücke 
bei Konstanz tagtäglich abgeht. Übrigens dehnt und breitet sich der 
Rhein recht behaglich in dem weiten, breiten Seebette aus, um seinen 
Schlamm abzulegen und als schöner Jüngling über Schaffhausen 
ins liebe Deutschland zu hüpfen, dessen Zierde und Schmuck er ist. 
Der Seeboden ist auf deutscher Seite fast überall ziemlich steinig. 
Am Strande wälzt die ab- und zugehende Welle unablässig eine Masse 
Gerolle hin und her. Alpenkalk, Quarz, Gneis, Syenit, Granit 
liegen in hübsch abgeschliffenen Stücken groß und klein allenthalben „wie 
der Sand am Meere". Diese gerundeten Steinchen in ihren tausenderlei 
Farben und mit ihren Glimmern und Blenden vertreten ganz lieblich 
die Muscheln, deren Fund am Meeresufer uns so erfreut. Alles Land 
bis nach Ulm zur Donau hinauf besteht aus nichts, als solchem an- 
geschwemmten Gerolle. Was muß das für eine Frachtfuhre gewesen 
sein, gegen die alle Güterzüge und Extrazüge aller Eisenbahnen nur 
Kinderspiel sind, als die Alpen ihre Hörner durch die Sündflut reckten, 
dieser Seeboden in seine jetzige Tiefe hinabsank und ganze Bergmassen 
im wirbelnden Strome der abziehenden, hin und her flutenden Gewässer, 
einander zertrümmernd, zerspitternd, zermalmend, über dieses Ober- 
schwaben dahin rollten! 
4t. Ein Weinland. 
Das Moselthal von Trier bis Koblenz hat eine Länge von nnge- 
fähr 13 Meilen und eine Breite von einer Meile. Auf diesem Streifen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.