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24 Grad wird die Polizei wach, die Offiziere machen Tag und
Stacht die Runde, um die Schildwachen und Butschniks *) wach
zu erhalten und die im Schlafe Überraschten auf der Stelle
tüchtig strafen zu lassen, denn der Schlaf ist in diesem Falle das
sicherste Mittel zu einem sanften Hinübergleiten aus dieser Welt in
jene. Mit 25 Grad hören die Theater auf, weil nicht mehr die
nötigen Sicherheitsmaßregelu für die Schauspieler und für die Kutscher
getroffen werden können. Die Fußgänger, die fönst in Petersburg
einen ziemlich bedächtigen Schritt haben, lansen alsdann so eilig, als
hätten sie die wichtigsten Geschäfte, und die Schlitten, die schon vor-
her ziemlich flink sich bewegten, fliegen nun im Galopp über den
schreienden Schnee. Ich weiß nicht, woher es kommt, aber gewiß ist,
daß 20 Grad Kälte in Petersburg unendlich mehr bedeuten und weit
schädlicher wirken, als bei uns. Gesichter bekommt man dann gar
nicht mehr auf den Straßen zu sehen; denn alles hat sich die Pelze
über Kopf und Hut gezogen. Die Furcht, Augen, Ohren und Nase
durch den Frost zu verlieren, beängstigt jeden, und da sich das Ab-
frieren durch kein unangenehmes Gesühl vorher ankündigt, so hat
man genug zu denken, daß man nicht eines der verschiedenen Glieder
des Körpers vergesse, sondern zu Zeiten etwas reibe. „Väterchen,
Deine Nase!" erinnert der Vorübergehende den Entgegenkommenden
und reibt ihm ohne Umstände seine kreideweise Nase mit Schnee ein.
Mit den Augen hat man ebenfalls viel zu thun, weil sie alle Augen-
blicke zusammenfrieren. Man tappt dann in die erste beste Hausthür
hinein und bittet die Leute aus ein paar Augenblicke um ein Plätzchen
am Ofen, indem man dann hinterher eine zertaute Thräne des Dankes
dafür vergießt.
Die russischen Öfen find in ihrer Art das Vollkommenste, was
Menschen erdacht haben. Sie sind aus Kacheln gebaut, und der Feuer-
zug windet sich in ihnen so vielfach ab und auf, daß die Hitze oft
einen Weg von 32 Meter Länge und mehr darin machen muß, ehe
sie in den Schornstein entlassen wird. Die große Steinmasse des
Ofens erwärmt sich nur sehr langsam, während unsere eisernen gleich
in wenig Minuten glühen; sie hält aber die Hitze desto länger in sich
und wärmt, einmal geheizt, den ganzen Tag über. Man heizt fast
durchgängig in Petersburg mit Birkenholz, das am billigsten in der
Umgegend zu haben ist, und dabei viel dauerhaftere Kohlen giebt, als
das Holz der Nadelbäume. Und eben auf reichliche Kohlenbildung
kommt es bei der russischen Heizungsweise hauptsächlich an. Die
russischen Ofenheizer sind sehr geschickt in allen bei dieser Heizart not-
wendigen Verrichtungen. Zangen und Schaufeln kennen sie nicht, und
sie haben kein anderes Instrument, als einen langen, eisernen Feuer-
*) Die Aufsicht über das Petersburger Straßenpublikum ist einer Klasse von
Menschen anvertraut, die man Butschniks nennt, und die Nacht und Tag auf
den Straßen in kleinen Buden zubringen.