Full text: [II. Teil = dritte und vierte Klasse, [Schülerband]] (II. Teil = dritte und vierte Klasse, [Schülerband])

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des Landes seien gesonnen, sich zum Christentume zu bekennen; 
so möge denn der Kaiser Saragoffa nicht mehr mit dem Schrecken 
des Krieges bedrohen, sondern heimziehen in das Nud der 
Franken und eine Versammlung seiner Großen in der Stadt 
Aachen ausschreiben, dorthin werde der König Marsilie selber 
mit den Fürsten seines Landes kommen, um feierlich die Taufe 
zu empfangen. Auf diese Botschaft hin berief der Kaiser die 
Großen des Reiches, welche ihn auf seiner Heerfahrt begleiteten, 
vor sich, um sich mit ihnen zu beraten. Da erhob sich vor 
allen zuerst der edle Held Roland und sprach: „Herr Kaiser, 
glaubet diesen Boten nicht! Eine List ist es, von Marsilie 
ersonnen, uns alle zu verderben.“ Ganz anders aber sprach 
Rolands Stiefvater Genelun. „Nichts als der Ehrgeiz ist 
es,“ sagte er, „was unsere Jugend treibt. Niemals kann sie 
des Streitens üund Kämpfens zur Genüge haben. Mein Rat 
ist, wir nehmen den Frieden an, der uns geboten wird.“ Da 
rieten wieder andere, der Kaiser solle einen seiner Helden als 
Boten nach Saragossa senden, damit er des Königs Sinn 
durchschaue und zu erfahren suche, ob er im Ernst geneigt sei, 
sich zum Christentume zu bekennen. Dieser n gefiel 
dem Kaiser, und nun riet Roland dazu, seinen Süefvater 
hinzusenden; denn dieser sei weise und wohlberedt, dazu auch 
sonder Furcht vor seinen Feinden. Genelun widerstrebte diesem 
Vorschlag nach Krüften, denn er glaubte, sein Stiefsohn wolle 
ihn verderben; aber da der Kaiser einverstanden war, konnte 
er sich zuletzt dem Auftrage doch nicht entziehen, und mit 
siebenhundert seiner Mannen machte er sich in Begleitung der 
vn auf den Weg. 
nterwegs sann der ungetreue Mann, wie es ihm ge⸗ 
lingen könnte, den Stiefsohn zu verderben; endlich haätte er 
den Weg gefunden, auf welchem er den jungen Helden ins 
Unglück bringen konnte. Als er nämlich nach Saragossa kam, 
da tat er nicht, wie ihn der Kaiser heisen sondern wurde 
in seinem unsinnigen Hasse gegen Roland zum schändlichen 
Verräter. Er versprach dem Könige, dafür zu sorgen, daß 
Kaiser Karl heimkehre, wenn er ihm seinen Racheplan gegen 
Roland ausführen helfe. Das versprach der König mit Freuͤden, 
und nun gab ihm Genelun einen nichtswürdigen Rat. „Sende 
Boten in alle deine Lande,“ sprach er, „und versammle ein 
großes Kriegsheer. Dann sende dem Kaiser Geiseln und 
Schätze, wie deine Boten versprochen haben. Der Kaiser wird 
alsdann auf meinen Rat in sein Land zurückkehren, seinen 
Neffen Roland aber hier zurücklassen, damit er des Landes 
walte. Ihn mußt du mit deinem Heere darauf Q 
Der König hörte diese Worte gern; schnell wurden die Schätze 
Wollinger, Lesebuch. 1II. Teil. 3. Auflage.
	        
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