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Städtchen aus auf einer langen, hölzernen, überdeckten Treppe er- 
stiegen, und so überraschend sein Anblick aus der Ferne war, so 
entzückend ist die Aussicht von seinem Felsenaltane. Vier Thäler 
breiten sich tief unten am Fuße des Berges aus. Am AbHange 
desselben aber sind verschiedene Anlagen, Einsiedeleien und Ruhe- 
Plätze angebracht. Eine Stunde von Gösweinstein treffen wir auf 
das Städtchen Pott enstein, welches sich durch seine wahrhaft 
malerische Lage auszeichnet. 
47. Das alte und das heutige Münchens 
München (170,000 Einw.) ist eine Oase in der Wüste. Auf 
einer weiten Hochebene gelegen, die überdies durchaus unfrucht- 
bar ist, besitzt es keinen schiffbaren Fluß, welcher Handel und Wan- 
del zwischen dem Hochlande und dem fruchtbaren Grunde des bai- 
rifchen Hauptstromes vermitteln könnte, die Alpen sind noch ziemlich 
weit entfernt und das Donauthal ist es nicht minder. Und 
dennoch müssen es sehr verwöhnte Augen sein, die hier nur eine 
traurige dürre Gegend sehen. Wenn man die Sendlinger Höhe 
besteigt, von welcher das mächtige eherne Standbild der Bavaria 
weithin leuchtet, hat man eine wahrhaft entzückende Umschau. Rechts 
nach Süden erblickt man die kecken Spitzen der Alpen, ihre ge- 
spenstigen Hörner ragen mächtig empor am blauen Horizont, ihr 
Schnee glänzt herüber, die Unterberge legen sich in blauen Um- 
rissen vor sie. Links nach Norden erstreckt sich die Stadt mit ihren 
Thürmen, Kirchen und Palästen und ihren Häuserreihen, zwischen 
denen allerwärts das Laubwerk seine grünen Zweige hervorhebt. 
Und weiterhin an den Vorstädten entlang kommen wir zur Isar, 
einem wilden, prächtigen, schäumenden Wasser, das mit opalgrüner 
Fluth munter ins Land strömt, wandern an den Ufern hin und 
gelangen unterhalb der Stadt in den Englischen Garten, eine stunden- 
lang ausgestreckte Anlage mit so schöner Vegetation, daß sie sich 
wahrhaft sehen lassen darf. Auf dieser Strecke entwickelt das 
rechte Jsarufer unbestreitbare Reize und die Häuser und Gärten, 
die auf seinen Hebungen und Vertiefungen liegen, erscheinen durch- 
aus malerisch und einladend, ebenso die vielen andern Straßen, 
die von einer Reihe Villen gebildet werden, die wohnlich und ver- 
lockend aus den umgebenden Gebüschen hervorsehen. Namentlich 
hat München durch die Schöpfung der neuen Maximiliansstraße 
gewonnen, mit welcher der schönste Zugang zn seinem eigenthüm- 
lichsten Naturreiz, zu der frischen, brausenden Isar, gebahnt und 
München endlich in die Möglichkeit versetzt wurde, von den na- 
türlichen Vortheilen seiner Lage Nutzen zu ziehen. 
* Jllusirirte Zeilung.
	        
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