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lieber dem weiten blauen See lag eine heilige Ruhe ausgebreitet, 
denn es war ja heute Sonntag. Da empfand ich den ganzen und 
vollen Sinn jenes schönen Liedes: »Das ist der Tag des Herrn!« 
Nach etwa zweistündiger Fahrt kam ich in der Nähe der Borro- 
meischen Inseln an. Drei der bedeutendsten Städte am ganzen 
See liegen hier: am westlichen Ufer Jntra und Pallanza, am 
östlichen Ufer Laveno mit einem großen und schönen Kriegshafen. 
Vor Jntra öffnet sich plötzlich durch einen Bergeinschnitt eine weite 
und prächtige Aussicht auf die Riesen des Monte Rosa- und 
Simplon-Stockes, namentlich tritt der fünfzackige Monte Rosa 
und der 4404 Meter hohe Mischabel hervor. 
Nachdem unser Dampfboot vor der Jfola Bella geankert 
hatte, stieg ich aus. Die Insel besteht aus einem 31 Meter in zehn 
Terrassen sich über das Wasser erhebenden Glimmerschieferfelsen. 
Dieser Felsen wurde im 17. Jahrhundert durch Ausschütten von 
fruchtbarer Erde in einen Garten verwandelt. Der Garten bietet 
die ganze Pracht der südlichen Pflanzenwelt: Limonen, Orangen, 
Kirschlorbeer, Cedern, Magnolien, Cypressen, Korkeichen u. s. w. 
Was durch Kunst geleistet werden konnte, findet sich hier vereinigt. 
Und welche über alle Maßen entzückende Aussicht bietet sich dem 
Auge aus den Bogengängen der uuter dem Schlosse angebrachten 
Muschelgrotten! Sie läßt sich nicht beschreiben. 
Von den übrigen Inseln ist nur die Jsola Madre ähnlich 
bebaut, wie die Jsola Bella; die Jsola Pescatori ist ganz von 
einem Fischerdörfchen bedeckt, und die Jsola St. Giovani trägt 
nur eine Kapelle, ein Haus und einige Gärten. 
Weiter südlich nimmt der See an Schönheit ab, da sich seine 
Ufer, namentlich das östliche, immer mehr verflachen und allmälig 
in die lombardische Ebene abfallen. Nördlich von Lnino nimmt er 
einen etwas einsameren Charakter an. Nur einige Orte liegen hier 
in einer Thalschlucht. Am westlichen Ufer erscheint endlich das von 
der Maggia angeschwemmte Vorland, auf dem das Städtchen 
Locarno liegt, und am östlichen Ufer der Schlußpunkt meiner 
Fahrt, Magadino. Hier nahm ich Abschied aus dem Paradiese 
der Lombardei. 
3. Der Gardasee. 
An einem heitern Morgen führte uns das brausende Dampfroß 
von Mailand nach Brescia, und ohne Aufeuhalt sausten wir 
weiter nach Desenzano, dem Endziele der kurzen Fahrt. 
Das Städtchen Desenzano an der westlichen Südspitze des Garda- 
sees liegt hart am Gestade, und von hier aus giebt der Anblick 
der herrlichen Wasserfläche mit ihrer malerischen Umgebung ein 
Bild, welches nur die Kunst eines großen Meisters würdig wieder-
	        
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