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zu Zwanzigen als Genossen eines Zeltes gesehen habe, wovon freilich 
viele auf den Leibern ihrer Herren eine bequeme Ruhestätte fanden. 
In der Mitte ist das Feuer, von einigen großen Steinen einge- 
schlössen; ein Theil des Rauches geht oben durch die Oessnung des 
Zeltes, der übrige erfüllt den untern Raum fast immer mit einer 
dichten Wolke, hüllt die Bewohner gänzlich ein, daß der Eintretende 
sie kaum erkennt, und fällt dem Fremden beißend auf die Augen. 
Mir war der höchste Grad von Kälte noch erträglicher vorge- 
kommen, als eine Stunde in einem lappischen Zelte. Oben an der 
Spitze des Zeltes, dicht an der Oeffnung für den Rauch, ist eine 
Art Reck aufgehangen, worauf die Käse gelegt werden, um schneller 
zu trocknen. Das Innere des Zeltes ist gewöhnlich mit Birken- 
zweigen, an welchen das Laub gelassen ist, bestreut und darauf 
eine Decke von Rennthierfellen gelegt, welche dem Lappländer in 
allen Jahreszeiten zum Bette dient. Der einzige Eingang zum Zelt 
ist durch eine schmale Oeffnung oder einen Schlitz an der einen 
Seite, vor welcher ein Lappen hängt, welcher, in die Höhe gehoben, 
von selbst wieder in seine vorige Lage zurückfällt und die äußere 
Luft abhält. 
Der Lappländer ist sowohl von Natur, als aus Noch ein No- 
made. Da sein Unterhalt völlig von seinen Rennthieren abhängt, 
welche ganz frei und sich selbst überlassen sind, so kann man sagen, 
daß seine Bewegungen durch sie geleitet werden, und daß seine 
ganze Lebensweise durch sie bestimmt wird. Die Anzahl der Renn- 
thiere, die zu einer Heerde gehören, ist von ^00 bis 500; mit einer 
solchen Heerde kann sich ein Lappe Wohlbefinden und leidlich leben. 
Er kann im Sommer eine hinreichende Menge Käse machen für das 
Bedürfniß des Jahres, und im Winter kann er so viele Rennthiere 
schlachten, daß er und seine Familie fast beständig Fleisch essen 
können. Mit 200 Rennthieren kann ein Mann mit kleiner Familie 
sich so einrichten, daß er auskommt. 
Besonders malerisch und für Lappland charakteristisch ist der An- 
blick des Melkens, wenn sich die Heerde zur Abendzeit um das Zelt 
versammelt. Auf allen Höhen rund umher wird Alles in einem 
Nu voller Bewegung und Leben. Die geschäftigen Hunde bellen 
überall und treiben die Heerden immer näher; die Rennthiere 
springen und rennen, stehen still und springen wieder in einer un- 
beschreiblichen Mannichsaltigkeit von Bewegungen. Welch schönen 
und majestätischen Anblick gewährt es, wenn das weidende Thier, 
von dem Hunde geschreckt, sein Haupt erhebt und seine breiten und 
mächtigen Geweihe zeigt! Und wenn es läuft, wie flink und leicht 
ist sein Schritt? Nie hören wir seinen Fußtritt auf der Erde, nur 
das beständige Knarren seiner Kniegelenke, als wäre es durch die 
Wiederholung elektrischer Schläge hervorgebracht, ein sonderbares 
Geräusch, das wegen der Menge von Rennthieren, die es hervor¬
	        
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