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gibt drei große Banken in Kalkutta, die von Bengalen, die von Hin-
dostan und die Handelsbank, welche in außerordentlichem Kredite stehen.
Die britischen Kaufleute sind die zahlreichsten, viele haben großes Ver-
mögen erworben und umgeben sich mit außerordentlicher Pracht; auch
gibt es sehr reiche persische Kaufleute.
Die Hindus bleiben, auch wenn sie reich sind, bei ihren beschränkten
Begriffen und in ihrer gewohnten Sparsamkeit. Ihre Häuser und
Läden sind schlecht und unfreundlich; nur bei Hochzeiten und religiösen
Festen erlauben sie sich eine außerordentliche Verschwendung. Dann
versammeln sie sich unter prachtvoll erleuchteten Baldachinen, spenden
Rosenwasser und andere Wohlgerüche im u.berfluß, und speisen Zucker¬
werk aus golduen Gefäßen, während dazu gesungen oder eine Pantomime
aufgeführt wird.
Der Kleinhandel von Kalkutta ist meist in den Händen der Ein-
gebornen, der Banjanen und Sarkars, die darauf ausgehen,
wohlfeil einzukaufen und den Käufer zu übervorteilen. Diese Art
Betrug ist bei ihren Landsleuteu so wenig in Mißkredit, daß sie viel-
mehr den Meistern darin den Beinamen Pucka adnu, was einen Mann
von großem Talent bedeutet, beilegen. — Alle Lebensbedürfnisse stehen
im allgemeinen in hohen Preisen, da der Aufwand der Engländer so
ungeheuer ist. Die letzteren unterhalten in Kalkutta mehrere Buch-
druckereien, ein Theater, eine Sternwarte, mehrere wissenschaftliche An--
stalten, Schulen und Museeen, sowie eine Menge Wohltätigkeitsanstalten.
Auch findet man in Kalkutta eine mohammedanische Akademie, eine
Handelsschule, ein Gymnasium mit hindostanischen, englischen und persi-
schen Lehrern, eine Kriegsschule und eine medizinische Akademie. Wichtig
insbesondere ist auch der Schiffbau.
35. Die Brahminenffcidt Benares.*
Am linken Ufer des majestätischen Ganges, in paradiesischer
Gegend und im Herzen Hindostans, prangt die alte Brahminen-
stadt Benares. In einem weiten Halbkreise breitet sie sich, hoch
gelegen, am Flußufer aus. Die äußere Erscheinung dieser heiligen
Stadt ist abweichend von den gewöhnlichen Städten Indiens. Eine
Menge vergoldeter Türme, umgeben von zahlreichen Prachtbauten,
Häusern und Palmen, machen einen erhebenden Eindruck auf den
Fremden. Fast alle Völker des Morgenlandes findest du hier ver-
sammelt. Im Norden und Westen des großen Halbkreises haben die
Europäer, besonders die Briten, ihren Ausenthalt genommen. Sie
wohnen in lustigen Bambushäusern.
Beim Eintritt in die Stadt erblickst du kein weites Tor, das dich
in breite Straßen sührte. Durch eine hohe, enge und düstere Pforte
gelangst du in schmale, einfach sich windende, dunkle und vollgepfropfte
* Nach Mcyer,