98 
gibt drei große Banken in Kalkutta, die von Bengalen, die von Hin- 
dostan und die Handelsbank, welche in außerordentlichem Kredite stehen. 
Die britischen Kaufleute sind die zahlreichsten, viele haben großes Ver- 
mögen erworben und umgeben sich mit außerordentlicher Pracht; auch 
gibt es sehr reiche persische Kaufleute. 
Die Hindus bleiben, auch wenn sie reich sind, bei ihren beschränkten 
Begriffen und in ihrer gewohnten Sparsamkeit. Ihre Häuser und 
Läden sind schlecht und unfreundlich; nur bei Hochzeiten und religiösen 
Festen erlauben sie sich eine außerordentliche Verschwendung. Dann 
versammeln sie sich unter prachtvoll erleuchteten Baldachinen, spenden 
Rosenwasser und andere Wohlgerüche im u.berfluß, und speisen Zucker¬ 
werk aus golduen Gefäßen, während dazu gesungen oder eine Pantomime 
aufgeführt wird. 
Der Kleinhandel von Kalkutta ist meist in den Händen der Ein- 
gebornen, der Banjanen und Sarkars, die darauf ausgehen, 
wohlfeil einzukaufen und den Käufer zu übervorteilen. Diese Art 
Betrug ist bei ihren Landsleuteu so wenig in Mißkredit, daß sie viel- 
mehr den Meistern darin den Beinamen Pucka adnu, was einen Mann 
von großem Talent bedeutet, beilegen. — Alle Lebensbedürfnisse stehen 
im allgemeinen in hohen Preisen, da der Aufwand der Engländer so 
ungeheuer ist. Die letzteren unterhalten in Kalkutta mehrere Buch- 
druckereien, ein Theater, eine Sternwarte, mehrere wissenschaftliche An-- 
stalten, Schulen und Museeen, sowie eine Menge Wohltätigkeitsanstalten. 
Auch findet man in Kalkutta eine mohammedanische Akademie, eine 
Handelsschule, ein Gymnasium mit hindostanischen, englischen und persi- 
schen Lehrern, eine Kriegsschule und eine medizinische Akademie. Wichtig 
insbesondere ist auch der Schiffbau. 
35. Die Brahminenffcidt Benares.* 
Am linken Ufer des majestätischen Ganges, in paradiesischer 
Gegend und im Herzen Hindostans, prangt die alte Brahminen- 
stadt Benares. In einem weiten Halbkreise breitet sie sich, hoch 
gelegen, am Flußufer aus. Die äußere Erscheinung dieser heiligen 
Stadt ist abweichend von den gewöhnlichen Städten Indiens. Eine 
Menge vergoldeter Türme, umgeben von zahlreichen Prachtbauten, 
Häusern und Palmen, machen einen erhebenden Eindruck auf den 
Fremden. Fast alle Völker des Morgenlandes findest du hier ver- 
sammelt. Im Norden und Westen des großen Halbkreises haben die 
Europäer, besonders die Briten, ihren Ausenthalt genommen. Sie 
wohnen in lustigen Bambushäusern. 
Beim Eintritt in die Stadt erblickst du kein weites Tor, das dich 
in breite Straßen sührte. Durch eine hohe, enge und düstere Pforte 
gelangst du in schmale, einfach sich windende, dunkle und vollgepfropfte 
* Nach Mcyer,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.