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welchen nun derHalbmond schimmerte, Kirchen verwandelten sich in 
Moscheeen, und der Koran ersetzte überall das Evangelium. — Unter 
der nachfolgenden Herrschaft der Turkomanen wurde der Druck 
der christlichen Einwohner so arg, daß die meisten auswanderten; die 
Berichte von der Grausamkeit der Türken gegen christliche Pilger er- 
füllten (gegen das elfte Jahrhundert) die christliche Welt. — Da pre- 
digte Peter von Amiens das Kreuz, — und aus den Händen 
der Ungläubigen erlösten die Scharen der Christenvölker unter Gott- 
sried von Bouillon (1099) die heilige Stadt. Es ward ein 
eigenes christliches Königreich gestiftet, wovon Jerusalem, dessen Na- 
men es führte, die Hauptstadt wurde. Ihm aber machten die Türken 
schon 1187 ein Ende, und seitdem blieb Jerusalem unter ihrem eisernen 
Szepter. 
52. 6efh[emcine und der Ölberg.* 
An der östlichen Mauer Jerusalems entlang liegt das Tal Josa- 
phat; diesem gegenüber der Ölberg. Steigt man den steilen Fußpsad 
bis zur Brücke hinab, so gelangt man über den Bach Kidron. Jen- 
seits des Kidron senkt sich der Abhang des Ölbergs herunter. Hier 
finden wir einen ummauerten Gartenraum. Ein Wächter führt uns 
durch die kleine niedrige Psorte und — wir sind in Gethsemane. 
Gethsemane ist beinahe ein viereckiger Platz. Die Lateiner haben 
denselben jetzt mit einer ziemlich hohen, festen Mauer umziehen lassen, 
weil seine Bäume durch Pilger und Wanderer zu sehr der Zerstörung 
ausgesetzt waren. Der Platz ist gehörig geebnet und mit Blumenbeeten 
geschmückt. Zerstreut stehen in ihm acht nralte Olivenbäume, ein Meter 
hoch unten mit Steinen umgeben. Zwar hat Titus während der 
Belagerung von Jerusalem alle Bäume in der Umgegend abhauen 
lassen; da aber der Ölbaum die Eigeutümlichkrit besitzt, daß, wenn 
er abstirbt oder gefällt wird, immer wieder aus seiner Wurzel 
neue Reiser ausschlagen und zu neuen Bäumen erstarken, so kann 
man wohl annehmen, daß die, welche jetzt den Ort beschatten, Ab- 
kömmlinge jener sein mögen, unter welchen einst der Herr mit seinen 
Jüngern wandelte. — Von den Bäumen darf niemand frische Zweige 
abbrechen. 
Alle übrigen Höhen, welche Jerusalem umschließen, überragt der 
Ölberg. Drei Gipfel in der Richtung von Norden nach Süden 
liegen nebeneinander. Der mittlere derselben, welcher vorzugsweise der 
ölberg genannt wird, ist der höchste und liegt etwa 650 Meter über 
dem Spiegel des Mittelmeeres. An die vielen und trefflichen Ölbäume, 
welche vormals diesem Höhenzuge den Namen gaben und seinen Ab- 
hang mit grünem Laubwerk beschatteten, erinnern gegenwärtig nur noch 
fünfzig Stämme, die wie eine irrende Herde sich über ihn hinstreuen. 
* Nach Bäßler.
	        
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