fullscreen: Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen

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53* Die Schlacht von Königgrätz. 
3. Juli 1866. 
Am 30. Juni reiste König Wilhelm von Berlin ab auf den Kriegs¬ 
schauplatz, um das Oberkommando über seine vereinigten Heere zu über¬ 
nehmen, mit ihm General von Moltke, der geistvolle Urheber des ganzen 
Kriegsplans, auch der Ministerpräsident Graf Bismarck als „Landwehr- 
major" und der Kriegsminister von Roon. Er nahm am 2. Juli sein 
Hauptquartier zu Gitschin. Die Truppen waren von mühseligen Märschen, 
sowie von einer Reihe blutiger Gefechte ermattet und sollten deshalb vom 
1. bis 3. Juli Rasttage haben. Da lief am Abend des 2. Juli von allen 
Seiten die Nachricht ein, Benedek stehe mit seiner ganzen Macht kampf¬ 
bereit zwischen der Bistritz und der Elbe. Er hatte nach den vielen 
Niederlagen der einzelnen Corps seinen Kaiser gebeten, Frieden zu schließen; 
dieser aber hatte ihn aufgefordert, um jeden Preis eine Schlacht zu wagen. 
Die Stellung, in welcher er sich nun befand, schien vortrefflich gewählt. 
Auf den schroffen Anhöhen hatte er vor sich die Bistritz mit ihren sumpfigen 
Ufern, die durch den fortwährenden Regen angeschwollen war. Rechts war 
seine Aufstellung durch die Festung Josephstadt, links durch die Festung 
Königgrütz gedeckt. Die zahlreichen Dörfer und Weiler an den Abhängen 
und am Fuße waren durch Verhaue zu kleinen Festen gemacht und hunderte 
von Geschützen terrassenförmig hinter Erdauswürfen aufgestellt, auch die 
Zielpunkte auf den gegenüber liegenden Höhen genau bezeichnet. Fast fünf 
Armeecorps, über 200 000 Mann, mit 672 Geschützen standen ihm zu 
Gebote. Beinahe drei Stunden weit dehnte sich die furchtbare Festung 
ans, von Problus, wo die Sachsen standen, links bis Benatek und Hore¬ 
nowes rechts. Auf dem höchsten Punkte, bei Chlum und Lipa, hatte der 
Feldherr sein Hauptquartier, zu seinen Füßen über die Bistritz lag Sadowa, 
der Schlüssel zu seiner Stellung. Hier erwartete er die Preußen. 
Die erste Armee hatte Befehl den Feind in der Front zu fassen, die 
Elbarmee seinen linken Flügel, die Sachsen, anzugreifen; um Mittag sollte 
die zweite Armee ihm in die rechte Flanke fallen. 
Noch war die Sonne des 3. Juli nicht aufgegangen, so war schon 
das ganze Prenßenheer auf dem Marsche. Die Wege waren durch den 
anhaltenden Regen bodenlos; dennoch war um die festgesetzte Stunde alles 
zur Stelle. Um 7 Uhr erschien General von Horn vor Sadowa, 
empfangen von den ersten Kanonenschüssen; um 8 Uhr überschritt Prinz 
Friedrich Karl mit seiner Hauptmacht die Bistritz; um 9 Uhr war Herwarth 
bei Nechanitz mit den Sachsen im Kampf. Um 8 Uhr bestieg König 
Wilhelm bei Dub, % Stunde von Sadowa, sein Streitroß; er hatte die 
6 Meilen von Gitschin in 2 */2 Stunden zurückgelegt. Alsbald begrüßten 
ihn die Österreicher mit Granaten. Auf der ganzen Linie von Nechanitz 
bis Benatek tobte der Kampf. General von Fransecky warf sich um 9 Uhr 
mit seiner Division in den Wald von Maslowcd vor Benatek und be¬ 
hauptete sich dort gegen die dreifache Übermacht fast 6 Stunden lang: 
dadurch wurde der rechte Flügel des Feindes namhaft geschwächt. 
Um 12 Uhr stand die Schlacht; vorwärts konnten die Preußen nicht, 
zurück wollten sie nicht. Aller Augen richteten sich nach der Seite, von 
wo der Kronprinz erscheinen sollte. Schon hatten sich die Österreicher zu
	        
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