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letztere soll mit einer Freiheitsstatue in Bronze gekrönt werden, welche
eine Höhe von 6 m haben wird. Den Grundstein zu dem Gebäude
legte Washington am 18. September 1795. Die Hauptarbeiten an
diesem großen amerikanischen Bundespalast sind von deutschen Bau-
künstlern ausgeführt worden. Zu der Hauptfront, die eine schöne
korinthische Säulenhalle hat, über der sich die große Kuppel mit ihrer
Dopveltrommel wölbt, führt eine breite doppelte Marmortreppe hinauf,
die mit Statuengruppen verziert ist. Von der Treppe aus gelangt man
in eine große Rotunde, welche, von der Kuppel überwölbt und be-
leuchtet, sich über die ganze Breite des Mittelkörpers des Kapitols er-
streckt. An den Wänden der Halle erblicken wir acht historische Ge-
mälde, welche Hauptereignisse der amerikanischen Geschichte darstellen:
die Landung des Entdeckers Kolumbus, der Auszug der ersten
holländischen Kolonisten, Franklin vor Ludwig dem Sechzehnten,
Washington, wie er seine Bestätigung als Präsident erhält, n. s. w.
Gehen wir durch die vordere Tür der großen Rotunde, so ge-
langen wir zunächst in den alten Sitzungssaal, der jetzt leer steht und
eigentlich nur der Vorsaal zu dem Gange ist, welcher, rechts und links
mit Fenstern versehen, nach dem neuen Sitzungssaal führt. Dieser
letztere ist schön, geräumig und in jeder Beziehung zweckentsprechend,
was sich von dem alten insofern nicht rühmen ließ, als ihn die Stimme
der Redner nicht ausfüllte. Er erhält das Licht von oben. Zwar
sieht er etwas gedrückt aus, aber seine verhältnismäßige Niedrigkeit be-
wirkt eben, daß man die Sprechenden in ihm gut hört. — Die Sitzungen
des Hauses beginnen um die Mittagsstunde und dauern gewöhnlich bis
gegen Abend, sehr selten bis 8 Uhr. Die Zahl der Landesvertreter
beträgt jetzt etwa gegen 250, welche in Polsterarmstühlen an Pulten
dem Präsidenten in einem Halbkreise gegenüber sitzen. Der Präsident
hat seinen Platz an einem Marmortisch, dem Haupteingang gegenüber.
Aus dem unvollendeten Plane der Stadt sieht man, daß die Zu-
kunst in Washington noch manches zu bessern hat. Die Verhältnisse
aber, in welchen sich jetzt die Union befindet, sind der Zunahme der
Bevölkerung günstiger, als je zuvor. Wenn sich demnach die Städte
in einem weit größeren Maße vermehren, wie bisher, so steht zu er-
warten, daß auch die Lücken in dem unvollendeten Plane Washingtons
in einem Jahrzehnt ausgefüllt sein werden.
28. Die Bewohner uon Ulexiko.
Über zwölf Millionen Menschen bewohnen dies bezaubernde Land,
obgleich es ein Drittel der Bevölkerung der alten Welt ernähren könnte.
Sein Flächeninhalt beträgt 36 365 Quadratmeilen. Drei Menschen-
stämme sind hier vertreten, die verschiedenartigsten Mischungen und
Abstufungen von Schwarz, Weiß und Kupferrot laufen hier ineinander;
aber alle hassen sich untereinander. Es gibt keine Farbe der mensch¬