Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

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Zeichen, die Zeit sei um. Der Priester legt ernst mahnend seine Hand 
auf Hofers Arm. Andreas Hofer reißt sich los und schreitet fest, auf¬ 
recht die Quadertreppe hinab. Er schreitet durch die Reihen der 
französischen Grenadiere ins trübe Licht des Wintermorgens hinaus 
auf den Richtplatz. Dort will man ihm die Augen verbinden. „Das 
brauch’ ich nit,“ sagt er, „’s ist nit das erstemal, daß ich dem Tod 
ins Auge schau.“ Man bedeutet ihm niederzuknien. Er antwortet: 
„Ich will dem, der mich erschaffen hat, meinen Geist stehend zurück¬ 
gehen." Dann tritt er einige Schritte vor und ruft: „Feuer!“ Die ersten 
Schüsse treffen schlecht. Er bricht aufs Knie zusammen, winkt mit 
der Hand und ruft: „Franzosen, schießt’s besser!“ Erst der dreizehnte 
Schuß macht seinem Leben ein Ende. 
So ist Andreas Hofer gestorben, einundvierzig Jahre alt. „Eine 
Schaufel voll Tiroler Erden will ich auf mein Grab!“ — Heute ruhen 
die Gebeine dieses unerschrockenen Märtyrers für Treue und Vater¬ 
land als kostbarster Schatz in der Hofkirche zu Innsbruck. 
4. Der Bauer Ras fl, als er erfahren, sie hätten den Hofer erschossen, 
soll gleich seinem Vorgänger Judas sich an einem Baume haben hän¬ 
gen wollen, aber nicht den Mut dazu gefunden haben. Seine Lands¬ 
leute verfolgten ihn mit glühendstem Haß als den Verderber ihres 
Andreas Hofer. Er floh in die Fremde und soll sein Leben lang fried¬ 
los in der Welt umhergeirrt sein. 
Wie der Haß der Tiroler gegen diesen Unseligen noch in der 
Gegenwart fortlebt, das beweist die Sage, daß Rafft hinter einem 
Kirchhofe des Passeiertales begraben sei, daß aber auf seinem Grabe 
weder Blatt noch Halm wachse bis auf den heutigen Tag. 
Peter Rosegger. 
92. Andreas Hofer. 
1. Zu Mantua in Banden 
der treue ijofer war; 
in Mantua zum Tode 
führt ihn der Feinde Schar. 
Es blutete der Brüder herz; 
ganz Deutschland, ach! in Schmach 
und Schmerz, 
mit ihm das Land Tirol! 
2. Die Hände auf dem Rücken 
Rndreas Hofer ging 
mit ruhig festen Schritten; 
ihm schien der Tod gering, 
der Tod, den er so manches Mal 
vom Ifelberg geschickt ins Tal 
im heil’gen Land Tirol. 
3. Doch als aus Kerkergittern 
im festen Mantua 
die treuen Waffenbrüder 
die händ’ er strecken sah, 
da ries er laut: „Gott sei mit euch, 
mit dem verratnen Deutschen Reich 
und mit dem Land Tirol!"
	        
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