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gebaute Menschen. Schweißtriefend, jedoch unter stetem Gesänge, traben 
sie mit gleichmäßigen Schritten vorüber, immer zu je zweien oder Vieren, 
aus ihren Schultern eine lange Stange tragend, in deren Mitte mit 
Kokosstricken die Warenbündel befestigt sind. Der vorderste singt im 
Takte der Schritte schnell die erste Hälfte eines kurzen Verses, und 
bricht mitten im Worte ab, welches jedoch, unmittelbar daraus ein¬ 
fallend, der Hintermann fortsetzt. Anfangs erscheint dieses Gebühren 
sonderbar und spaßhaft; bald aber sehen wir ein, daß ohne Gesang 
und strenges Takthalten die Schwingungen der Last unregelmäßig werden 
und den schnellen Laus der Träger hemmen würden. 
Ohne gestoßen und getreten worden zu sein, haben wir uns glück¬ 
lich durch das Gewühl gearbeitet und einen kleinen Platz hinter dem 
Fort erreicht. Auch hier herrscht reges Leben und Treiben; aber der 
Aufenthalt ist weniger gefährlich als auf der engen Straße, weil die 
Menge nur aus feilschenden Marktleuten besteht. Man verkauft übel¬ 
riechenden, getrockneten Haifisch, die riesige Jack- oder Stinksrucht und 
an Ort und Stelle fertig gekochte, einfache Gerichte, welche ebenfalls 
keine für uns erträglichen Düfte verbreiten, so daß wir uns, wollend 
oder nicht, genötigt sehen, dem unser Auge fesselnden Betreibe zu 
Gunsten unserer Nase baldmöglichst den Rücken zu kehren. 
Wenige Schritte bringen uns auf einen nach der See zu sich er¬ 
öffnenden freien Platz, in dessen Mitte sich ein schlanker Mast erhebt, 
geziert mit der blutroten Flagge des Sultans. Zu rechter Hand liegt 
der neue Palast des Herrschers, vor uns der alte, welcher von dessen 
Vater bewohnt wurde. Beide können als Muster arabischer Bauart 
dienen. Zn beiden Seiten der stattlichen Eingänge befinden sich lange, 
gemauerte Sitze, aus denen sich Dienerschaft und Gefolge in gemäch¬ 
licher Stellung unterhalten, ähnlich wie in manchen unserer Städte die 
Hausbewohner sich am Abende auf Plauderstühlchen zur Seite der 
Thür niederlassen, um die Erlebnisse des Tages auszutauschen. Aut 
jenen Steinbänken empfangen die reichen Araber häufig ihre Besuche; 
die dann mit Matten und Teppichen belegten Sitze bieten, wenn sie 
sich mit den bunt bekleideten Männern bedeckt haben, ein fesselndes Bild. 
In einer Ecke des Platzes, vor der unansehnlichen Hausmoschee 
des Sultans, gewahren wir eine Anzahl Sklaven, welche an Hals und 
Füßen mit Ketten gefesselt und an schwere Ebenholzstämme angeschlossen, 
ohne Schutz den sengenden Sonnenstrahlen ausgesetzt sind; einige von 
ihnen sind sogar verstümmelt; dem Arme des einen fehlt die Hand! 
Aber trotz ihrer schrecklichen Lage sehen alle diese Schwarzen keines¬ 
wegs traurig aus. — Wir werden belehrt, daß die Unglücklichen ent¬ 
laufene Sklaven sind, welche man wieder einfing und hier im be¬ 
lebtesten Teile der Stadt zur Schau stellte, um ihrem rechtmäßigen 
Eigentümer Gelegenheit zu geben, sie wieder abzuholen. Diejenigen, 
denen man die Hand abhieb, sind unverbesserliche Diebe, an denen die 
arabische Gerechtigkeitspflege ihre ganze Strenge bekundete. — Sehr
	        
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