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während die Nase breit und platt ist, und in den weiten, tiefen Augen¬ 
höhlen kleine, schiesgestellte Augen blinzeln. Der Bart fehlt van Natur 
ganz, der Kops wird künstlich geschoren, und nur hinter jedem Ohr 
bleibt ein langer, zusammengedrehter Zopf hangen. Diese Gestalten, 
sowohl Männer als Weiber, darf man sich fast nicht anders denken, 
als auf mageren, raschen Pferden und in steter Bewegung. 
. 11. Die Chinesen. 
Das Volk hat schon in einer sehr frühen Zeit einen hohen Grad 
von Bildung erreicht, und die Buchdruckerkunst, das Schießpulver, den 
Kompaß, den Telegraphen u. s. w. kannte man hier weit früher, als 
sie in Europa erfunden wurden. Aber der Stolz und Eigendünkel der 
Chinesen hindert sie, von andern Völkern etwas Gutes zu lernen und 
anzunehmen. Daher kommt es denn, daß sie in den. Künsten und 
Wissenschaften jetzt durchaus nicht weiter find, als sie schon vor Jahr¬ 
hunderten darin waren, und daß sie ihre Sitten und Gebräuche nicht 
im geringsten verändern, obgleich viele derselben höchst lästig und ab¬ 
geschmackt sind. Übrigens ist der Chinese äußerst arbeitsam, ausdauernd 
und in allen Handarbeiten unglaublich geschickt. Es giebt wenige 
Länder, welche so sorgfältig angebaut sind, als China; selbst die Hügel 
und Berge werden benutzt, indem man sie mit großer Mühe terrassen¬ 
förmig bearbeitet und auf ihrer Spitze Wasserleitungen anlegt, um sie 
gehörig zu bewässern. Aber in keinem Lande wird der Ackerbau auch 
wohl so geschätzt, als hier. Unter großer Feierlichkeit führt der Kaiser 
mit den Prinzen und vornehmsten Staatsbeamten jedes Frühjahr eigen¬ 
händig den Pflug, vor welchen Ochsen gespannt werden, über ein kleines 
Feld, um den Landbau zu ehren. Das Getreide, welches das Erzeug¬ 
nis der kaiserlichen Arbeit ist, wird verwendet, um die Kuchen daraus 
zu backen, welche der Kaiser dem Himmel opfert. 
Männer und Frauen tragen lange und weite, unseren Schlafröcken 
ähnliche Kleider, welche bis aus die Erde reichen, und unter denselben 
Beinkleider. Das Haupthaar wird bis aus einen Büschel auf dem 
Wirbel, den man als Flechte trägt, ganz und gar abgeschoren. 
In den höheren Ständen werden den Mädchen gleich nach der Ge¬ 
burt die Zehe unter die Fußsohlen gedrückt und durch Binden befestigt, 
wodurch der Fuß oft nur eine Länge von 10 bis 15 Centimeter erhält 
und die Knochen anschwellen, so daß das Gehen höchst beschwerlich und 
unsicher wird. 
Höchst schwierig ist die chinesische Sprache und nächst der hebräischen 
wohl die älteste ans Erden; sie hat allein gegen 4000 Schristzeichen, 
woraus sich die schwierige Ausgabe ergiebt, welche die Erlernung dieser 
Sprachen Missionaren bereitet. Die Chinesen schreiben die Wörter 
untereinander, so daß die Zeilen spaltenweise die Seite von oben nach 
unten füllen. Die Missionare haben jetzt angefangen, die chinesische
	        
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