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die Ärmel von dem Saume bis an die Schulteröffnung zusammen, den
Rock von dem untern Saume bis oben, und windet und dreht das
Ganze, so wie die Wäscherinnen das Wasser aus den Tüchern entfernen.
So zusammengewunden werden die Kleider aufbewahrt, die dann ent¬
wickelt von oben bis unten wellige Quersalten zeigen. Das gilt nun
als ganz besondere Schönheit.
Große Liebhaberinnen sind die Hindufrauen von allerlei Schmuck
in Perlen, Gold, Silber und Edelsteinen, arme nehmen auch mit Eisen,
Blei, Lack und Glas fürlieb. Die Frauen durchbohren nicht allein die
Ohren, sondern auch die Nasenscheidewaud und die Nasenflügel, in
welche dann metallene, oft mit Edelsteinen und Perlen versehene Ringe
eingehangen werden, die sich auf die Lippen und auf die Wangen ab¬
lagern. Die Ohrlappen, sowie der obere Ohrrand werden ebenfalls
mit Ringen geschmückt, in denen sodann Perlenschnüre und Gehänge,
Edelsteine und goldener Schmuck dergestalt befestigt werden, daß sie oft
bis auf die Schultern herabreichen. Nächstdem wird das Haar durch
mannigfache Gold- und Perlenverzierung geschmückt. Der Hals ist der
Haltepunkt für allerlei goldene Gehänge, Ketten, Perlenschnüre u. dergl.,
an denen Anhängsel aller Art befestigt sind, die dann mehr oder minder
bis in die Gegend des Magens herabhängen und sich mit den goldenen
Säumen des Jäckchens vermischen. Die Oberarme zeigen am Saume
reiche Stickerei, oft auch außerdem uoch besondere Armringe. Um die
Handwurzel legen die Frauen mehrere goldene mit Perlen und Edel¬
steinen versehene Ringe, meist von namhafter Breite, an die sich dann
oft noch Ringe anschließen, die aus Kugeln von Gold, Steinen und
dergleichen bestehen. Die Finger, selbst die Daumen sind mit Ringen
bedeckt, ebenso die Fußknöchel und die Fußzehen.
Seltsam nimmt sich nun freilich in den Äugen des Europäers der
Mund der Hindufrauen aus, wenn er geöffnet zwei Reihen schwarz¬
glänzender Zähne zeigt. Die Hindu wundern sich indessen nicht weniger
über die weißen Zähne der Europäer, welche sie mit den Zähnen der
Hunde und Affen vergleichen.
Die indischen vornehmen Damen tragen einen Schleier, der mit
Gold gesäumt ist und am Kopfe befestigt wird.
Außer Kleidern und Schmuck gehören zum vollständigen Anzuge
der indischen Frauen auch noch die Fächer und Sonnenschirme. Die
einfachsten Fächer bestehen aus einem Blatte der T a l i p u t p a l m e,
das, vom Stiele aus gefaltet und mit einem Rande versehen, eine
25—32 Zentimeter im Durchmesser haltende Scheibe bildet. Diesen
einfachen Fächer tragen aber nur Männer und Frauen vom niedern Stande.
Salben und Wohlgerüche sind bei den Hindufraueu sehr beliebt.
Hände, Füße, Gesicht und die unbedeckten Teile des Körpers färben
sie sich mit Safran.
Nach religiösen Gesetzen sind die ostindischen Frauen großen Be¬
schränkungen unterworfen; sie leben aber nicht eingeschlossen. Man