genuß, Müßiggang ihre Residenz aufgeschlagen inmitten eines immer
blühenden Wundergartens. Durch den Bergrücken, auf dessen Höhe
das altersgraue Kastell St. Elmo liegt und der in der Felseninsel
des Kastells dell' Ovo ins Meer ausläuft, wird Neapel in einen gegen
den Vesuv liegenden älteren und in einen westlichen neueren, elegan¬
teren Teil geschieden. Zwischen dem Meere und der prachtvollen Ufer¬
straße (Chiaja) liegt der öffentliche Lustgarten, die Villa nazionale,
mit Blumenbeeten, Alleen, Hainen von Palmen, immergrünen Eichen,
Statuen und Gruppen aus weißem Marmor. In ungeniertester Weise
spielt sich in Via Santa Lucia echt neapolitanisches Leben ab. Die
große, von früh bis spät belebte Pulsader Neapels ist aber die Via
Roma (früher Toledo). Sie durchschneidet die Stadt in ziemlich ge¬
rader Linie, von S nach N ansteigend. Fast das ganze Leben spielt
sich auf der Straße ab. Die Handwerker haben ihre Sitze und Ge¬
räte vor die Tür gestellt. Im Freien werden die Kinder angekleidet
und gewaschen (sofern sie nicht unangekleidet und ungewaschen blei¬
ben), kämmen die Frauen gegenseitig sich ihr Haar, wird gekocht,
gegessen und oft auch geschlafen. Vor allen Kaffeehäusern, Speise-
und Weinstuben sind Tische und Stühle im Freien aufgestellt. Zahl¬
lose Verkäufer durchziehen die Straßen, laut ihre Ware ausrufend
und anpreisend. Die Lazzaroni dürfen nicht ohne weiteres als Bettler
bezeichnet werden ; vielmehr sind es Arbeit suchende, umherlungernde
oder mit irgend welchen Kleinigkeiten Handel treibende Leute und
bilden die eigentliche arbeitende Klasse der Stadt. Neapel ist Sitz einer
alten Universität, hat ein Aquarium, das an Reichtum und Schönheit
der Seetierwelt nicht seinesgleichen hat, ein Museum, Museo Nazionale,
mit den ersten Sammlungen der Welt, und einen großen Kriegs- und
einen Handelshafen. Neapels Wahrzeichen ist f) der Vesuv, öst¬
lich von der Stadt, von ihr getrennt durch eine feuchte Niederung, in
der Gemüse gedeiht. Es ist „der Zyklop am Golf von Neapel", „der
Feuerriese", „der herrlich geformte Feuerberg", „der Segen und Fluch
der Neapolitaner", einst „die Zuflucht und das Schlachtfeld der letzten
Goten". In einem Winkel von 10° steigt der einem aufgeschütteten
Kornhaufen ähnelnde Berg vom Meere auf, in dem Aschenkegel aber im
W inkel von 30—35 Die Höhe schwankt. 1906 verschwand beim
Ausbruch der spitze Auswurfskegel, die Höhe sank um 104 m und
beträgt jetzt 1223 m (gegen etwa 3000 m des Etna). Wie eine mächtige
Halskrause legt sich um den jüngeren, jetzt nur 80 m höheren Haupt¬
kegel im N und NW der Monte Somma (somma = Gipfel), der Rest
des alten Kraterrandes, herum. Ein tiefes Tal, „eine schauerliche
Einöde trennt sie. Zur Zeit Christi galt der Vesuv für einen er¬
loschenen Vulkan. Blühende Städte waren Herkulaneum, über dem
jetzt Resina, rößina, sich erhebt, Pompeji und Stabiä, auf dessen
Trümmern Friedrich II. Castellani a re, d. h. Festung am Meere,