= 305 
Eine Wegstunde nordwestlich liegt Za an dam, sahndamm (24000 
Einw.), berühmt durch den Aufenthalt Peters d. Gr., der sich hier auf 
den damals berühmten Werften mit dem Schiffsbau bekannt machen 
wollte. Seine Holzbaracke ist Eigentum des Kaisers von Rußland; 
sie wird durch einen schönen Steinbau, der sie umschließt, geschützt: 
Ebensoweit von Amsterdam nordöstl. liegt das wegen übertriebener 
Reinlichkeit bekannte Dorf Broek, bruk, welches ein Villenort reicher 
Kaufleute geworden ist. „Für jeden Besucher stehen Filzpantoffeln, 
die man über die Schuhe zieht, bereit. Selbst die Kuhställe sind mit 
Marmorplatten ausgelegt und so sauber, daß sie wie Wohnstuben aus¬ 
sehen." Doch hat sich in neuerer Zeit schon manches geändert. Nörd¬ 
lich liegt Edam, berühmt durch den Edamer Käse, der in Form großer 
rot- und gelbgefärbter Käsekugeln in alle Welt geht. 
Westlich von Amsterdam liegt Haarlem (75000 Einw.), eine 
schöne, freundliche Stadt, blühend durch ihre Blumenzucht. Furchtbar 
hat die Stadt einst durch die Spanier zu leiden gehabt. Als sie (1573) 
nach siebenmonatiger Belagerung fiel, wurden alle Soldaten und 2000 
Bürger hingerichtet. Im 17. Jahrhundert wurden für schöne Blumen¬ 
zwiebeln überaus große Summen, bis 4000 Franken für eine Tulpen¬ 
zwiebel, gezahlt. Noch heute werden Blumenzwiebeln, Tulpen, Krokus, 
Narzissen, Anemonen u. a., bis nach Amerika versandt. Im Frühling 
bieten die weiten Blumenfelder einen herrlichen Anblick, und köst¬ 
licher Duft erfüllt die Lüfte. Große Fruchtbarkeit ist auch im Ilaar- 
lemer Polder, das sich südöstl. von Haarlem in der Richtung nach 
Leiden erstreckt und durch Eindeichung und Trockenlegung des fast 
200 qkm großen Haarlemer Meeres im vorigen Jahrhundert gewonnen 
ist. Wo bis dahin Wasserwogen trieben, wohnen hfeute 18000 Menschen 
in freundlichen Dörfern, umgeben von fruchtbarsten Feldern rund 
üppigen Wiesen. 
Südl. liegt Leiden (58000 Einw.) am Alten Rhein, der wegen 
Versandung der Schiffahrt nur noch wenig dient. Im Mittelalter war 
die Stadt ein wichtiger Hafenplatz, der Mittelpunkt der holländischen 
Weberei und der Sitz einer berühmten Universität. Sie zählte damals 
fast doppelt so viel Einwohner als jetzt. Als 1574 die Belagerung der 
Spanier die Stadt in größte Bedrängnis gebracht hatte, ließ Wilhelm 
von Oranien zur Rettung die Deiche durchstechen. 
Eine kleine Wegstunde vom Meer entfernt liegt der Haag (260000 
Einw.), die drittgrößte Stadt des Landes, die Residenz. Hier war einst 
ein Jagdsitz der Grafen von Holland — daher der Name „des Grafen 
Gehege , s Gravenhage. Erst Ludwig Bonaparte hat als König von 
Holland „dem größten Dorf Europas" Stadtrechte gegeben. Mit seinen 
breiten Straßen, weiten Plätzen, schattigen Spazierwegen und freund¬ 
lichen Villenvierteln macht es den Eindruck einer neuen nichthollän¬ 
dischen Stadt. In der Haager Galerie finden wir u. a. Rembrandts be- 
Oppermann u. Pottag, Präp. Bd. I. 20
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.