— 11 —
und mancher kräftige Obstbaum war Zeuge des Fleißes und
der Fürsorge eines der Besitzer, den längst der Rasen deckt. Und
von alters her hatten die Schwalben im Hausgang genistet,
freudig begrüßt, beschützt und geschont.
Der ganze Zauber der Heimat erschloß sich unserm Knaben.
Wie schön mußte es sein, da leben zu können, wo nnsre Wiege
gestanden, da schaffen zu dürfen, wo man als Kind gespielt, da
sich der Ruhe des Alters zu freuen, die Kinder in den lieben
Räumen aufwachsen zu sehen, zu sehen, wie sie zu sesteu
Männern und fleißigen Frauen werden, da zu sterben, wo man
ein Leben voll Glück und Mühe gelebt hat. Jetzt verstand er
so rechl, was er einmal gelesen:
Drum tauscht' ich für das schönste Schloß,
Wär's felsenfest und riesengroß,
Mein liebes Hüttlein doch nicht aus:
Es gibt ja nur ein Vaterhaus.
7.Von ben vier Himmelsrichtungen.
„Heute sollt ihr mir etwas erraten," sagte der Herr Lehrer
zu seinen Schülern. „Ich weiß eine große, runde Scheibe,
nicht aus Porzellan und nicht aus Holz, die ist gar schön bemalt
mit allerlei roten, gelben, weißen und blauen Pünktlein. Über
die Scheibe ist eine große, große Glocke gestellt, diese ist aber
nicht .aus Glas sondern Luft und hat eine wunderbar blaue
Farbe." „Ah," lachte Max, „die Glocke weiß ich jetzt schon,
das ist der Himmel, eigentlich das Firmament, das schaut so
schön blau aus." „Aber warum ist das Firmament eine
Glocke?" fragte Hans. „Wenn wir draußen auf freiem Felde
stehen," antwortete der Herr Lehrer, „so kommt es uns vor,
als ob das Firmament, einer Glocke gleich, innen hohl und
oben rund, also gewölbt wäre. Über uuseru Häuptern scheint
das Himmelsgewölbe am höchsten zu sein und sich dann gegen
die Erde zu senken und immer niedriger zu werden, bis es am
Boden aufstößt." Jetzt weiß ich auch, welches die Scheibe
ist, der die Glocke aufgesetzt ist," sagte Paul. „Es ist der
Erdboden mit seinem Gras und seinen Blumen." „Du hast
recht geraten. Die Erde kommt uns vor," fuhr der Herr
Lehrer fort, „wie eine Kreisfläche, eine Scheibe, in deren Mitte
wir ftefjeit und die der Himmel wie eine gewölbte Kuppel deckt.
Weil unser Auge, unser Sehen, unser Gesicht nur bis zur