Full text: Lesebuch der Erdkunde

Württemberg. Eintritt in das Land. 
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vorging. Daher ist die Burg Hohenzollern auch die Stammburg der Könige von 
Preußen und gelten in Preußen die Landesfarben von Hohenzollern: Weiß und 
Schwarz. 
Aas Königreich Württemberg. 
A. Eintritt in das Land von den verschiedenen Seiten her. 
§ 115. Wenn man aus der Schweiz nach Württemberg kommt, so scheint Würt- 
temberg zuerst kein so schönes Land, als Baden in seinem Hegau und am westlichen 
Fuße seines Schwarzwaldes. Aus dem einen Wege, der jetzt am häufigsten bereist 
wird, über den Bodensee, betreten wir zuerst ein flaches Seegestade; dahin ist 
das herrliche Alpenland, dahin die liebliche Bauart der Schweizer Städte. Land- 
einwärts reist man dann zwar auf der oberschwäbischen Hochebene durch 
schöne Fluren, die weite Fläche wird allmählich zu beiden Seiten von Hügelzügen 
begleitet, und das alte turmreiche berühmte Ravensburg hat an seinen Rebenhügeln 
eine anmutige Lage, auch Weingarten liegt hübsch. Bald aber wird das Land ein- 
förmiger, und wenn man an dem freundlichen Biberach vorüber ist und die ober- 
schwäbische Hochebene wirklich recht zur Ebene wird, so geht es durch weite Torf- 
und Riedflächen. Bald zwar zieht die lange niedrige Vorstufe der Alb, das Hoch- 
sträß mit seinen Dörfern und Schlößchen die Blicke auf sich, man setzt über die 
Donau und sieht rechts die Jller zwischen ihren breiten Kiesbänken zur Donau daher- 
fluten, erblickt die Festungswerke von Ulm auf den Höhen links, den Turmkoloß des 
Ulmer Münsters (Fig. 46) rechts, aber fehr vermißt man eine liebliche Umgebung der 
Stadt, -Ulm liegt kahl da. 
Kommt man dann von Ulm an durch Thore und Tunnel der Festungswerke 
nach und nach auf die Höhe der Alb, so gewahrt man eine unebene steinige Hoch- 
fläche. Zwar hätte man da nicht so schöne Fluren und Buchenwaldung erwartet, 
wie um die ersten stattlichen Dörfer dort, — es ist die wohlhabende Ulmer Alb. 
Weiterhin aber wird es öder, steiniger, dürftiger; ärmere Dörfchen mit Strohdächern, 
nirgends ein Gewässer, zwar immer noch Felder, aber voll kleiner weißer Kalksteine 
warum schafft man sie nicht aus der Ackerkrume hinaus? Im Gegenteil, man 
ist ihrer froh, sie sind ein Schutz gegen die Winde, welche die dünne Erde auf dem 
Gestein wegfegen, oder sie zu schnell austrocknen würden; auch halten sie die Wärme 
der Sonnenstrahlen fester. Nun gehts abwärts, oben am Rande einer engen tiefen 
Waldschlucht hin, den steilen Nordwestabfall der Alb hinab; endlich sieht man vor- 
wärts unten an der Mündung des Engthalchens ein altes schwäbisches Landstädtchen 
Geislingen liegen, fast über seinen Dächern weg fahren wir hinab. 
Wir sind nun im Neckarland oder Unterland. Zunächst ist das Thal 
zwischen hohen, kurzbegrasten oder waldigen Steilwänden, von Felsen eng einge- 
schlössen. Doch bald wird es weiter; liebliche Seitenthäler öffnen sich, immer milder 
und freundlicher dehnt sich das schöne Filsthal aus. Rechts hinter den Vorhügeln 
werden burggekrönte Steilberge sichtbar, bis zum Hohenstaufen, dem alten Kaiferberg, 
jetzt so kahl. — Man kommt nach Göppingen in eine milde Thallandschaft, — wir 
sind in einem neuen Lande. Nur eins will einem immer nicht einleuchten, in einer 
so fruchtbaren Landschaft die etwas armseligen Dörfer; es sind deren offenbar zu 
viele im Thale, es ist übervölkert; doch sind sie alle von dem Schmucke der Obst- 
bäume umgeben, und so von nun an im ganzen Schwabenlande. Bald erscheinen
	        
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