Full text: Lesebuch der Erdkunde

Asturien, Kastilien. 423 
5 M. vom Hauptkamme tritt Mais und Weizen, mit Kastanien-, Nuß- und Maul- 
beerbäumen auf, dazwischen einzelne Feigen-, Oliven- und Orangenbäume, namentlich 
an der Küste hin. 
Im W. erreicht die Pena de Cuina auf der Grenze von Leon und Galizien 
2003 m. Das wilde Bergland ist hier von öden hohen Plateauflächen (Parameras) 
umgeben, die iu Terrassen zur vielfach zersplitterten Küste und ihren Fjorden (rias) abfallen. 
§ 390. Die erste Abteilung dieses Gebirgslandes gehört zu Altkastilien, das 
hier am Meer seine schönste Provinz hat. Da liegt die befestigte Hafenstadt S an- 
tander (St. Andreas, 41000 E.), eine neu aufblühende Stadt, gleichsam der Hasen von 
Madrid, mit dem es durch eine Eisenbahn über das Gebirge verbunden ist; sie treibt 
Handel in Wolle, Getreide und Wein nach dem nördlichen Europa. 
Daraus folgt Asturien, dessen Gebirge für Spanien der letzte Schutz gegen das 
Eindringen der Araber war; daher wurde es die Wiege der spauischeu Monarchie, und 
der Kronprinz heißt Prinz vou Asturien. Die Bewohuer dieser stillen Thäler haben auch 
am meisten Einfachheit und UnVerdorbenheit der Sitten bewahrt, und zeichnen sich durch 
Tapferkeit, Offenheit und Gastlichkeit aus. Man begegnet blauen Augen, braunem Haar, 
frischer Gesichtsfarbe, aber auch vielen Kröpfen nud mauchfachem Aberglauben. Viele 
wandern als Kutscher und Bediente herum, und kehren mit ihren Ersparnissen in die 
Heimat zurück. Andere arbeiten in den ergiebigen Kohlen-, Zink- und Eisengruben, von 
denen auch Krupp in Essen einige besitzt, oder in der großen Kanonengießerei bei Oviedo. 
Auch gibt es Wanderhirten, Vaqueros, die Wiuters an der Seeknste, Sommers auf den 
Bergen weiden, ein eigentümliches Völkchen. — Hauptstadt Oviedo, iu freundlicher 
Ebene hinter dem Küstengebirge, sehr alt, mit schöner Kathedrale, Universität, 34000 E. — 
Gijon (31000 E.) und Aviles, Hafenstädte. 
Das alte Königreich Galieia schließt Spanien im N.-W. ab, wo das Kap Finis- 
terre nach dem Kap da Roea das westlichste Vorgebirge Europas ist. Das Laud, in 
dem einst die Sueveu sich niedergelassen, erinnert durch seine lieblichen Thäler, seine 
üppigen Wiesen und seine Erzeugnisse an die Schweiz. Es ist ein Labyrinth von Höhen 
und Tiefen, fruchtbar (besonders für Gartenfrüchte), und wohlbevölkert, daher die Be- 
wohuer als Wasserträger, Schnitter 2C. nach Portugal und Kastilien in Dienst gehen. 
Man schätzt die Gallegos als abgehärtete und unverdrossene, zuverlässige Arbeiter, die, 
wenn auch beschränkt, doch treffliche Soldaten und gute Schiffer abgeben. Hauptstadt: 
San Jago de Eompostela, in angenehmer Hügelgegend des westlichen Küstenlandes, 
mit Zitadelle und berühmter prachtvoller, reicher Wallfahrts-Kathedrale, dem Schutz- 
heiligen Spaniens, Jakobus dem Älteren, geweiht, dessen Grab gezeigt wird; Produkten- 
Handel und Gewerbfleiß, Universität, 24000 E. — Sa Coruna und El Ferrol, 
stark befestigte Hafenstädte, an der nordwestlichsten Bucht, jenes 34000 E.; Ferrol Kriegs- 
Hafen und schönstes Arsenal, 24000 E. 
§ 391. Um nach Kastilien und zwar zunächst nach Altkastilien zu ge- 
langen, begeben wir uns nach Vitoria S. 422 zurück. 
Über Vitoria führt die Hauptstraße (Eisenbahn) von Bayonne nach Madrid, die im 
Thale bei Miranda den E b r o überschreitet. Dieser Hauptfluß des nordöstlichen Spa- 
mens ist ein reißender Bergstrom, der einzige Strom Spaniens, der dem Mittelmeer zu- 
strömt und einen südöstlichen Lauf hat (100 M. lang). 
Aus dem engen Hochthale des Ebro steigt man durch den Paß von Pancorvo in 
mehreren Terrassen über die Sierra de Oea (Sierra bedeutet Säge, wegen der zersägten 
Gestalt der meisten Gebirgskämme) auf den Rand des inneren Hochlandes. Am West- 
licheu Fuße dieses Randes liegt, noch 819 m hoch, an dem Abhänge zu einem frucht- 
baren Thale die echt spanische Stadt B u r g o s (Fig. 126), eng und finster gebaut, aber 
mit altertümlichen Palästen, einst die Hauptstadt Altkastilieus, jetzt verödet, mit noch 
30000 E., die hauptsächlich von Wollgewerben leben; Universität, großartige gotische 
Kathedrale mit unermeßlichen Schätzen als Schmuck der Muttergottes- und der Heiligenbilder. 
Hier sind wir also in Kastilien, dem Herzen Spaniens. Die Bewässerung durch 
Flüsse hat ausgehört, es ist eine hohe, einförmige Scheitelfläche, selten von niedrigen
	        
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