Bulgarien.
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Bergflüssen in tiefen Felsspalten durchrauscht. Daher hatten auch die bulgarischen
Donaufestungen alle auf dem schroffen 20—30 m hohen Uferrande des Stromes
eine sehr günstige, die walachischen Donaufestuugen beherrschende Lage. So Widdin,
Nikopoli, Sistowa, besonders aber R u st s ch u k und S i l i st r i a; dann Hirsowa,
Matschin, Tultscha in der Dobrndscha.
Der Balkan (d. h. Waldgebirge, H ä m n s bedeutet dasselbe) ist ein wildes,
dichtbewaldetes Granitgebirge, ähnlich dem badischen Schwarzwald (S. 480). Auch
wo seine Kuppen nur bis 1700 m, ja selbst nur bis 1600 m aussteigen, sind seine
Pässe enge, schroffe, schwer ersteigliche Felsenthore. Daher hat sich die Bergfestung
Schumla, südlich von Silistria, auf der Straße nach Konstantinopel, mit einer Stadt
von 23 000 Einw., als starkes Bollwerk gegen nordische Eroberer bewährt. Noch
mehrere andere Hauptpässe führen über dieses Schutzgebirge der Türkei hinab nach
Rnmelien.
In seinem östlichen Drittel spaltet sich der Hauptzug in mehrere Ketten
(großer Balkan, kleiner B.), und wird hier 12 M. breit. Zum Schwarzen Meere
fällt er mit steiler Felsenküste ab; daher hier keine Schiffahrt noch Handel gedeiht,
außer in Varna, am Fuße des kleinen Balkan, einer starken Seefeste von 25 000 E.
5ig. 159. varna.
Es herrscht ein schroffes Klima: heiße Sommer mit kalten Nächten, scharfe
Winter, starke Frühlingsregen, die alle Verbindung unterbrechen; an den Donau-
sümpfen Klimafieber.
Bulgarien ist ein fruchtbares Land, es galt für die Kornkammer des osma-
tuschen Reiches. Zu dem Reichtum an Getreide kommen noch herrliche Waldungen,
Überfluß an Schlachtvieh und Weinbau an der Donau. Auch die Industrie hat
sich im Gebirge entwickelt, fast jeder Ort hat seine Spezialität: Gürtel, Messer,
Filigran, Teppiche.
Von den 2 Mill. Einwohnern sind 2/3 Bulgaren, 612 000 Türken, 26 000
Rumänen, 10 000 Juden, 6000 Deutsche; der Konfession nach 1 377 000
Christen, 614 000 Mohammedaner (letztere wandern jetzt in großen Scharen nach
Rnmelien aus). — Man zählt im ganzen 4V2 Mill. Bulgaren, wovon 3 Mill.
in Bulgarien und Rumelien, und zwar zur Hälfte mohammedanisch; die übrigen
in Makedonien und Thessalien, Rumänien, Österreich und Südrußland.