Full text: Blühe, deutsches Vaterland

— 33 — 
3u Preußen wurden im J8. Jahrhundert durch die Trockenlegung von 
Havelsümpfen und des, Oder-, Warthe- und Netzebruches 2380 qkm ertrag¬ 
fähiges Land gewonnen und diesem sind in der Mitte des vorigen Jahrhunderts 
durch Entwässerung des Gbrabruches und durch Anlegung der Gbrakanäle noch 
500 qkm hinzugefügt worden. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde 
mit der Trockenlegung des Donaumooses begonnen und nach und nach ein 
30 km langer und 2—1(8 km breiter Wiesenstreifen gewonnen. Die Ranali- 
sierung des Rheinlaufes ergab 70 qkm neues und 6^0 qkm geschütztes Land 
und erhöhte den U)ert des entwässerten Gebietes um ^0 Millionen Mark, 
3n den ostelbischen Ländern gibt es viel landwirtschaftlichen 
Großbesitz. Dieser erreicht aber bei weitem nicht den Lrtrag, welchen 
dieselbe Ackerfläche in den fänden von Kleinbauern ergeben würde. 
Schuld daran sind die eigentümlichen Arbeiterverhältnisse. Die Ackerbau- 
treibenden sind meistens Unselbständige, welche der Gnade der Gutsherren über- 
liefert sind, nichts von der Scholle erwerben können nnd darum auch nichts 
besitzen. Diese Leute arbeiten nicht mit der Lust und Liebe und mit dem Erfolg, 
mit welchen der selbständige Bauer seinen Acker bebaut. 
Die preußische Regierung erwirbt deshalb nach Möglichkeit solche 
Großbetriebe, teilt sie in kleinere Güter Und besiedelt sie mit Bauern- 
familien. 1 
Auch sonst wenden die Regierungen der Landwirtschaft viel Auf- 
merksamkeit zu. Das Reich hat Tierseuchengesetze erlassen, 
durch welche die Verschleppung ansteckender Krankheiten verhindert 
werden soll. Landwirtschaftliche schulen hoher uud nie- 
derer Art sind ins Leben gerufen worden; V e v s u ch s st a t i o n e n für 
landwirtschaftliche Botanik, Chemie und Bakterienkunde wurden ge- 
gründet. Vieh- und Fruchtausstellungen mit Preisverteilungen 
finden überall statt um den Lifer unserer Landwirte anzustacheln. 
Trotzdem könnten die Erträgnisse der deutschen Landwirtschaft 
noch bedeutend gesteigert werden. Nicht überall sind zweckmäßige 
Geräte in Verwendung. Nicht überall wird der Dünger sach- 
gemäß behandelt, nicht überall der Auswahl geeigneten Saat- 
gutes die notwendige Sorge zugewendet. IVeite Landstrecken sind 
noch nicht entwässert. Die deutschen Moore bedecken noch eine 
Fläche von 20 000 qkm und könnten nach sachverständigem Urteil 
fast zur Hälfte dem Anbau zugeführt werden. Die Gbstbaum- 
zucht erfährt noch vielerorts nicht die wünschenswerte Pflege; viel 
(Ödland könnte mit Obstbäumen bepflanzt werden; an unseren 
Straßen wäre noch platz für Millionen von solchen. Durch einen 
stärkeren Verbrauch von Hammelfleisch könnte der Schafzucht 
Vorschub geleistet und dadurch unsere große Ausgabe für auslän- 
3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.