Vorwort.
Mit Recht läßt es sich die moderne Pädagogik angelegen sein, der
Geographie, wie den realistischen Disciplinen überhaupt, eine immer festere
Stellung im Schulunterrichte zu verschaffeu. Es muß aber auch weiter
eine Pflicht derselben sein, darauf hinzuarbeiten, daß eine jede Diseiplin
so geistbildend als möglich betrieben werde, und daß insbesondere die von
anerkannten Autoritäten in den einzelnen Wissenschaften aufgestellten refor-
matorifchen Grundsätze auch iu der Schule — in der höheren sowohl als
in der Volksschule — ihre didaktische Verwerthuug finden. Daß der
Unterricht in der Geographie trotz der Verdienste eines Ritter und Humboldt
und trotz der ausgezeichneten Arbeiten der geographischen Gelehrten und
Methodiker, welche in Ritter's Bahnen einlenkten, gegenwärtig noch nicht
in allen Schulen unseres engeren und weiteren Vaterlandes auf eine
wahrhaft geistbildende Weife nach den Grundsätzen der Ritter'schen Schule
ertheilt wird — darin werden mir viele Schulmänner und insbesondere
viele Lehrer der Geographie beistimmen. Nur gar zu oft noch artet der-
selbe in eine zusammenhangslose Aneinanderreihung von allerlei
Einzelheiten und Merkwürdigkeiten aus den verschiedenartig-
sten Wissenszweigen aus, und nur zu häufig wird die Behandlung
des in's Weite ausgedehnten politisch-statistischen Materiales
als das Wesentliche der erdkundlichen Unterweisung angesehen. Und doch
verlangt die neuere Schule, wie sie von Ritter begründet worden ist, eine
Darlegung der Wechselbeziehung und Wechselwirkung, in der
die geographischen Objeete unter einander stehen, und vor allem
eine eingehende Betrachtung des physischen Bildes der einzel-
nen Erdlokalitäten, weil nur auf Grund einer solchen ein Nachweis