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Westen ausgeglichen. Nachdem wir uns am Morgen des letztgenannten
Tages drei Stunden lang abgemüht hatten, erblickten wir zwei bis drei
Stunden östlich vom Wege eine Felsgruppe, deren Namen unser Chabir^),
obgleich er zum vierzehnten Male nach Bornü reiste, nicht kannte, und
vor uns im Süden eine andere, namens Etjukoi, auf deren westliche
Grenze wir zumarschierten. Noch ehe wir dieselbe erreichten, rasteten
wir nach weiteren zwei Stunden im Interesse unserer Tiere, welche
abends zuvor keine Nahrung erhalten hatten, zwischen zwei Dünen-
reihen, wo etwas Nissi und Sebat wuchs. Am Nachmittage ließen
wir, zwei Stunden nach unserem Aufbruch, die Etjukoi-Gruppe, welche
ihre finsteren Felsen kaum höher als 40 m aus dem Sande emporstreckt,
östlich hart am Wege, setzten unseren Kampf mit den Dünen, die an
Höhe und starren Formen abzunehmen begannen, fort und lagerten
nach siebenstündigem Marsche in äußerster Erschöpfung zur Nachtruhe.
Der Abend entschädigt reichlich für die Qual des Tages. Der
Sandwind schweigt; der unverhüllte Himmel erscheint klar und tief-
dunkel und besät sich mit Gestirnen, deren Glanz wir in ähnlichem
Grade bei uns nur in seltenen Winternächten zu bewundern Gelegenheit
haben. Eine tiefe Ruhe lagert sich über den Schauplatz der mühseligen
Tagesarbeit des tosenden Windes und des wirbelnden Flugsandes. In
wunderbarer Schärfe und Klarheit zeichnen sich die Konturen der
mannigfach gestalteten Sandberge auf dem klaren Grunde der Atmo-
sphäre; phantastisch überragt dazwischen ein dunkler Felsen die hellen
Hügel; eine lichte Färbung am fernen Horizonte verkündet den Auf-
gang des Mondes, der bald als silberne, glänzende Kugel durch den
Äther schwebt, so leicht und heiter, daß man jeden Augenblick meint,
er müsse eine schnellere, hüpfende Bewegung annehmen. Scharfe
Lichter und Schatten bringen dann eine geheimnisvolle Mannigfaltigkeit
in die vielgestaltigen Dünen, viel reicher und schöner, als das Licht
des Tages es vermochte.
Das ist auch die beste Zeit zum Reisen, und wenn die Nacht
nicht des nordischen Menschen Freund ist, so ist sie durch Monden-
schein oder klaren Sternenhimmel, durch Kühle und Windstille der
beste des Wüstenreisenden.
Als wir einige Stunden nach Mitternacht am 15. Juni wieder
aufbrachen, lag im Mondlicht, klarer und schärfer als auf der Tages-
höhe möglich gewesen war, ein einzelner Felsen als Wegweiser vor uns,
den wir nach zwei Stunden Südsüdwest-Richtung erreichten, und der
sich in der Nähe als das höchste Anfangsglied einer Reihe von ähnlich
gestalteten, isolierten Felsen herausstellte. Die einzelnen Glieder dieser
Kette, welche von Osten nach Westen verläuft, sind durch ansehnliche
Zwischenräume voneinander getrennt und haben alle eine abgerundete,
kuppelförmige Gestalt, welche wenigstens dem höchsten, der allein in
größerer Entfernung sichtbar ist, den Namen Ngai Aglr, d.h. Krug