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der Bauer der verdãcht'gen Stelle
und sieht auf einem Tüchlein helle
15 ein Kindchen ohne Hemd und Röckchen
gar schõn mit weizengelben Löckchen,
das lächelt ihn so freundlich an
und streckt nach ihm die Händchen dann.
Der Bauersmann nun voll Erbarmen
20 will heben es mit seinen Armen;
allein das Kind ist mächtig schwer,
und schwerer wird es mehr und mehr.
Vergebens ist des Bauern Streben,
er kann es nicht vom Boden heben.
25 Soviel er sich auch müht und zwingt —
es glückt nicht, daß er's aufwärts bringt.
Das Kkindlein aber lächelt immer,
es strahlt von ihm ein sanfter Schimmer,
und endlich glänzet es wie Gold.
30 Dann tönt sein Stimmlein rein und hold:
„Hast wohl vertraut, hast wohl gebaut,
gebaut auf Gott!“ so singt es laut.
Doch kaum verklang das letzte Wort,
da schwand es aus den Händen fort,
36 und rings war weiter nichts zu sehn
als nur der grünen Halme Wehn.
„Das Kornkind war's!“ so rief der Bauer,
und ihn befiel ein holder Schauer,
weil es auf seinem Feld gelegen;
40 denn das bedeutet schweren Segen.
wie er seit Jahren nicht geschehen.
Gott geb' ihn allen, die da sãen!
23. Gefunclen. von Wolfgang von Goethe.
Werke. Sophienausgabe. 1. Band. (Gedichte, 1. Teil) Weimar 1887. 8. 26.
1. Ich ging im Walde wie Sterne leuchtend,
so für mich hin, wie Auglein schön.
und nichts zu suchen, 3. Ich wollt' es brechen,
das war mein Sinn. da sagt' es fein:
2. Im Schatten sah ich Soll ich zum Welken
ein Blümchen stehn, gebrochen sein?