Full text: Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht

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ein Säulenwald von Tropfsteingebilden, die im Lichte der Fackeln 
phantastisch uns entgegenleuchten. 
Dann treten die Führer mit den Lichtern in Seitengrotten, 
dunkle Nacht wirds um uns' in geheimnisvoller Tiefe rauschen die 
unterirdischen Gewässer und die Millionen Tropfen, die mit me- 
tallischem Klange von den hohen Wölbungen fallen, spielen jene 
leisen, unsagbar süßen Weisen, die unser lauschendes Ohr aus weiter, 
weiter Ferne zu vernehmen meint. 
Plötzlich blitzt es auf, ein Schuß dröhnt markerschütternd durch 
den Dom, donnernd bricht sich der Schall an den Wänden, ein 
wunderbares Echo hallt uns entgegen und grollend, leiser, immer 
leiser, verlieren sich seine Töne in dem Wirrsal der unterirdischen 
Gänge. Gern begrüßt man wieder das erscheinende Licht. — Östlich 
von Adelsberg liegt, eine halbe Wegstunde von dem kleinen Orte 
Zirknitz entfernt, der Zirknitzer See, 2 V2 Stunde lang, 1V3 Stunde 
breit. Wenig malerisch ist seine Lage, merkwürdig aber ist sein zeit- 
weiliges Verschwinden. Das Wasser verliert sich, gewöhnlich im 
Winter und Sommer, in den unterirdischen Höhlen und steigt wieder 
im Frühling und Herbst, wenn Schneeschmelze oder anhaltender 
Regen eintritt. Ist der See ausgetrocknet, so ackert, säet und jagt 
man da, wo sonst Fische schwammen und größere Stellen benutzt 
man als Heuwiesen oder als Weide. — Krain ist überhaupt reich an 
unterirdischen Klüften und Grotten. Die Untersuchungen der letzten 
Jahre haben Höhlenräume von so großartiger Ausdehnung erschlossen, 
wie sie von solcher Gestaltung niemand vermutete. Die bis jetzt 
bekannte größte Höhlenschlucht liegt südlich von Laibach, namens 
Gradischniza, die eine wasserdurchrauschte Tiefe von 225 in erreicht 
und viele Gänge, darunter einen von 2000 m Länge, besitzt. 
7. Das österreichische Küstenland — 8000 qkm, 754000 Ein¬ 
wohner — besteht: 
a) aus der reichsunmittelbaren Stadt Trieft, 
b) aus der gefürsteten Grafschaft Görz-Gradiska (gra- 
dischfa) und 
c) aus der Markgrafschaft Jstrien. 
Trieft 179, erster Seehandelsplatz des Reiches, „das südliche 
Hamburg", große Schiffswerften. Haupteinfuhrartikel sind: Kolonial- 
waren, Petroleum, Mehl. Die Dampfergesellschaft des österreichischen 
Lloyd unterhält Verbindungen mit Asien, besonders der Levante und 
China. Nördlich davon: Görz 25, am? „das österreichische Nizza". 
Im Süden: die Hafenstädte Capo d'Jstria, Pirano, Rovigno 
und Pola 32, vorzüglicher Kriegshafen. An der Ostküste finden wir den 
herrlich gelegenen Kurort Abbazia. — Inseln: Cherso und Lussin.
	        
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