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Das Klima zeigt große Gegensätze, Die Sommer sind glühend
heiß, die Winter sind sehr streng. Die Niederschläge sind gering.
Charakteristisch ist das Auftreten heftiger Winde; im Sommer herrschen
Sandwirbelstürme, im Winter furchtbare Schneestürme.
Infolge der geringen Niederschläge ist der Boden des Innern
steppendürr, auf große Strecken sogar eine Wüste. Die Steppe er--
zeugt vorzugsweise Gräser. Die durch die Frühjahrsregen hervor-
gerufene Vegetation zerfällt unter den Strahlen der Sommersonne und
den ausdörrenden Winden schon nach wenigen Wochen. Wo dagegen
hinreichende Feuchtigkeit vorhanden ist, wird große Fruchtbarkeit
beobachtet. Man baut z. B. Getreide, Wein und Baumwolle. Aus
Tibet kommt der Rhabarber. Unsere wertvollsten Haustiere, wie
Pferd, Schaf, Ziege, haben in dem Hochland von Zentralasien ihre
Heimat.
Die geringe Bevölkerung gehört durchweg der mongolischen Rasse
an. Die Bewohner der Mongolei und Tibets sind Buddhisten, jene
von Ostturkestan Mohammedaner; sie sind hauptsächlich dem Hirten-
und Nomadenleben ergeben.
1. Die Mongolei umfaßt zum größten Teil die unwirtliche
Wüste Gobi. Nur die nördlichen und südöstlichen Ränder besitzen
einige fruchtbare Thäler und grasreiche Steppen, in denen die
Mongolen, ein unter Häuptlingen stehendes Nomadenvolk, ihre Herden
weiden. Die wichtigste Karawanenstraße sührt von Peking über
Urga, Sitz eines Lama (Priesterfürsten), nach Maimatfchin gegen-
über der russischen Grenzstadt Kiachta; beide Orte nur durch einen
Bach von einander getrennt, sind Tauschplätze chinesischer und russischer
Produkte (nach Rußland Thee, Seidenzeuge; nach China Manufaktur¬
waren, Pelzwerk, gemünztes Edelmetall).
2. Tibet nimmt die rauhe Hochebene gl. N. ein, und ist fast
nur in den Ouellgebieten des Brahmaputra und Ganges bewohnt.
Das ganze Land ist Hauptheiligtum des Buddhismus und wird in
Abhängigkeit von China durch den Dalai-Lama oder Priesterkönig
beherrscht. Die Residenz ist L'hassa im Becken des Brahmaputra,
Sitz des Dalai-Lama und Hauptwallfahrtsort; Hauptplatz des
Karawanenhandels.
3. Ostturkestan, im Mittelpunkt Asiens gelegen und vom
Tarim durchflössen. Das ganze Becken ist eine Sandwüste; die drei
größten Städte befinden sich im Südwesten: Kaschgar, Jarkend
und Kot an, wovon besonders die erste Stadt als Schlüssel für
Centralasien eine hohe Bedeuwng hat.