Full text: Lehrproben zur Länderkunde von Europa

Rumänien. 259 
2. Innere Politik: Die 1864 einsetzende Bauernpolitik bringt zunächst: 
Kufhebung der Leibeigenschaft (Rußland 1861) 
Landverteilung 
allerdings ungenügend 
1901 noch gab es 4061 Betriebe mit mehr als 100 ha 
4035 - zwischen 50 und 100 ha 
37638 - zwischen 10 und 50 ha 
891655 - mit weniger als 10 ha 
41/m aller Grundstücke sind in den fänden von Kleinbauern 
aber die Großgrundbesitzer über 50 ha behaupten Y» 
der von den Meinbauern bestellten Fläche. 
Die Landverteilung geschah aus Mitteln der Rrondomäne 
von dem 2 Mill. ha betragenden Besitz sind aber schon 1,7 Mill. ha vergeben. 
Trotzdem ist der Landhunger nicht gestillt: Oer Bauer pachtet noch Land vom 
Großgrundbesitzer und entrichtet die Pachtsumme in der Form von Arbeitsleistungen, 
deren Zeitpunkt der fjerr. bestimmt. (Beim Säen und Ernten geht die Herrschaft 
vor.) Da auch für die Überlassung von Vieh und Baumaterial solche Arbeits- 
leiftungen gefordert und bewilligt werden, so ist der befreite Bauer aufs neue 
in eine Abhängigkeit von den Großgrundherren geraten, er ist jetzt zugleich 
Weinbauer, 
Pächter von Parzellen der Großgrundbesitzer, 
landwirtschaftlicher Arbeiter. 
Man befürchtet, eine gesetzliche Beschränkung des Großgrundbesitzes würde 
einen Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitern im Gefolge haben. 
Aber nur so wird der Landhunger zu stillen sein, da der Vorrat an Rron- 
domänen nur noch 300000 ha beträgt. 
va Fremde bloß als Pächter von Ländereien zugelassen werden, nicht 
als Besitzer, so muß es die Sorge der Regierung sein, den Bauernstand zu Heben 
und ihn zu erhöhter Tätigkeit anzuregen, vies wurde z. TL erreicht durch eine 
großzügige 
8. Werkehrspotttik» 
a) Eisenbahnen: innerhalb 10 Zähren (1869—79) war Rumänien an die kauptverkehrslinien Europas 
angeschlossen. 
Darauf ging man an die Erschließung der einzelnen Landesteile. 
Rumänien hat nach Ungarn die wohlfeilsten Tarife. 
1904 waren 3178 Km Eisenbahnstrecke vorhanden, 
d) Schiffahrt: Schiffbarmachung des Sulinaarmes 
Aufwand innerhalb der letzten 50 Jahre — 80 Mill. Fr. 
von 2,44 m auf 7,31 m vertieft, 22 km verkürzt 
Anlegung des Hafens von Comtantza am Schwarzen Meer (vgl. Odessa!) 
Überlandbahn zur vonau (60 Km) eisfrei, 
Donaubrücke von Cernavoda, Bogen von 748 m Spannweite, Viadukt von 
1106 m, fertiggestellt 1895, 34 Mill. Fr. (vgl. Brücke über das Hollandsdiep): 
die Häfen von Bra'ila und Galatz zugefroren vom Dezember bis März. 
Die Einfuhr wuchs in Tonstantza innerhalb 5 Jahren von 8,2 % der 
Gesamteinfuhr auf 22,8 %. 
Neuer Reiseweg: Ägypten, England, Union über Tonstantza. 
4» Wirtschaftlicher Aufschwung: 
viel unbewohnbares Land: Hochgebirge, Steppe, Sümpfe, Seen. 
Landwirtschaft 
Ackerbau: Dicke Decke von Löß oder tonsandiger fetter Erde. (Sarmatisches Meer!) 
Landklima: | 1893 = - §6 ° } S^ßter Unterschied (77,8 °) 
Jahresmittel in Sinaia (860 m ü. N N) = 6,2 0 C 
in Magurele (40 m ü. N N) = 11,9° C 
kurzes Frühjahr, schöner gerbst. 
(Bukarest 248 heitere Tage, 
Breslau 79 - - ) 
Niederschläge günstig 
viel Wasser zur Berieselung. 
86 % landwirtschaftliche Bevölkerung, die übrigen 14 % ebenfalls an der Land» 
Wirtschaft interessiert, abgesehen von der Bevölkerung von 
Bukarest (280000), Jassy (90000) 
, Galatz und Bra'ila. 
Weizenexport — 80 — 90% der Gesamtausfuhr. 
Mit 28,7 % Anbaufläche für Brotkorn steht Rumänien an der Spitze 
der Getreideexportländer der Erde: Ungarn 18,2 — Rußland 8,2 — 
Union 5,2 — Argentinien 3,2 70 
Die Mißernte von 1899 bedeutete einen Verlust von 160 Mill. Fr. 
Staatliche Getreidespeicher, 
wein und Pflaumen (die Anlage staatl. Dörröfen ist geplant) 
Ehedem blühende Viehzucht: die Einschätzung der Steuerkraft geschah nach der Spannfähigkeit. 
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