V^ii C^-Yr U^T< V^xi 41 V^xi ViZxi V^ü C^T? KtSxi V^ii
Unser Ziel war Ugartsberg, eine kleine Siedlung südlich vom Dniestr,
wo wir in Sicherheit waren. Gegen Kbend langten wir dort an und fanden
in den Scheunen und Ställen Unterkunft. Dort fanden sich auch eine ganze
Anzahl Flüchtlinge aus den Filialen von Vornfeld zu uns.
Nachdem etwas Ruhe eingetreten war, ließ ich zum Kbendgottesdienst
läuten, welch ergreisende Feier! Freilich äußerlich schlicht, einfach und schmuck-
los. Ruf dem Kltar ein Talglicht und eine Stallaterne. Davor der Pfarrer
in hohen Neiterstiefeln, ohneTalar und Bäffchen. Ich sprach über Rom. 8,31 —39.
Wie lebendig wurde in unserer Lage dieser Text. Kls wir nach brünstigem
Gebet „(Ein feste Burg" anstimmten, da war's, als wenn wir dies Lied nie
gesungen hätten. Mit solcher Gewalt ergriff es unsere herzen.
5tls wir Heerschau hielten, ergab sich's, daß unsere Flüchtlingsschar etwa
1000 Seelen zählte. Etwa 500 Stück Vieh, 200 Pferde und 80 Wagen hatten
wir bei uns.
In ähnlicher Weise wie Dornfeld waren auch eine ganze Reihe anderer
Gemeinden vor den Russen geflohen. Nus Mangel an Führung zerstreuten
sie sich meist, wurden von den Nüssen überholt und mußten in ihre dann
ausgeplünderten Dörfer zurückkehren. Was sonst an Flüchtlingen in Wien
und Vorderösterreich anlangte, waren außer mehreren Pfarrern und Lehrern
nur wenige Familien aus den verschiedenen Stadt- und Landgemeinden.
Nachdem nun die deutschen Gemeinden Galiziens und der Bukowina in
ihrer Gesamtheit von den Russen befreit sind, lassen sich die Verwüstungen
und Leiden im großen ganzen übersehen.
Mehrere Dörfer sind fast ganz in Schutt und Asche gesunken. Sehr
schlimm hat Mariahilf gelitten. Nosaken sprengten am 15. September 1914
in das Dorf, trieben die Bewohner aus den Häusern, die sie dann mit Hilfe
von Benzin in Brand setzten. Nichts konnten die Bewohner retten, als was
sie auf dem Leibe trugen, von 110 Bauerngehöften brannten 91 nieder, und
zwar nicht nur die Wohnhäuser, sondern auch die Ställe und die Scheunen mit
dem Vieh und der Ernte. — Kußer wenigen abgelegenen Gehöften blieben
nur die Kirche, die Noseggerschule und das deutsche Haus stehen. —
Ein ähnliches Schicksal hat Theodorshof gefunden, das tagelang in der
Feuerlinie lag- auch Neu-Burtschice, Steinau und Saziezanka sind fast gänzlich
niedergebrannt.
Eine perle unter den deutschen Gemeinden Galiziens war B rigid au. Ts
hatte die Nussenzeit ganz gut überstanden. Da nahte in den letzten Tagen
das Verhängnis. Bei den hartnäckigen Kämpfen im Juni 1915 fing ein
Teil des Dorfes Feuer, und in wenigen Stunden lagen 48 Gehöfte (über
150 Häuser) in Ksche. Und doch wurde das Dorf aus einer noch größeren
Gefahr gerettet. Die Nüssen mußten in eiliger Flucht das Dorf verlassen.
Deutsche Soldaten rückten ein, da sieht ein Soldat eine glimmende Iünd-
schnür. Ohne Besinnen haut er sie durch- als man nachsieht, bemerkt man,
daß sie ins Spritzenhaus ging, wo große Mengen Granaten lagen, in denen
eine petroleumtonne aufgestellt war! Es wäre kaum ein Haus geblieben,
wenn der teuflische Plan gelungen wäre.
Durch Feuer haben noch viele andere Gemeinden schwer gelitten: in
Falkenstein sind über 30 Hausnummern (über 50 Gebäude) niedergebrannt.
Ein russischer Offizier hatte mit eigener Hand die brennende Fackel in mehrere
Häuser geschleudert und dann die Bewohner am Löschen gehindert.
fjolbegel u. Ientzsch, Deutsches Schaffen und Ringen im Ausland. I. 4