Full text: Rußland, Nord- u. Mittelamerika, Südamerika (Bd. 2)

5. Die deutschen Ansiedler im Stromgebiet des Ohio 
und im Mississippital. 
i. vie deutschen Ansiedler im Stromgebiet des Ohio. 
Deutschlands Vichter und Philosophen feierten George Washington als 
einen Helden. Das allgemeine Staunen wnchs, als Washington nach dem 
siegreich zu Ende geführten Krieg die Regierung der jungen Republik übernahm 
und dieselbe unter der Beihilfe von Männern bewährten Verstandes, unantast- 
baren Charakters und erprobter Vaterlandsliebe zu einem vollendeten Erfolg 
machte. 
Dieser Erfolg bewirkte natürlich eine starke Zunahme der Einwandrung. 
verbürgten doch die Vereinigten Staaten den Ankömmlingen volle Gleichstellung 
in sozialer, und volle Freiheit in religiöser und politischer Beziehung. 
Über die Stärke der deutschen Einwanderung während des vom Ende des 
Krieges bis zum Jahre 1820 reichenden Zeitraums sind wir nur ungenügend 
unterrichtet. 
Der Pelzhandel bildete bekanntlich während des 17. und l 8. Jahrhunderts 
die wichtigste Einnahmequelle der europäischen Kolonien in Nordamerika, mit 
ihm beschäftigen sich tausende und abertausende Personen. Ihm verdankten 
zahllose Handelsplätze und Ortschaften Ursprung und Dasein. Er rief auch neue 
Menschengattungen hervor: die Trapper, voyageurs und Pelzhändler. 
Schwerlich gab es jemals verwegenere Männer als diese. Zu Fuß, zu Roß 
oder auf schwanken Rindenbooten, meist allein, manchmal zu zweit, seltener 
zu mehreren vereint folgten sie den natürlichen Wegweisern, den Strömen oder 
schmalen, nur geübten Augen erkennbaren Wild- und Indianerpfaden. Ihr 
ganzes Dasein bildete eine ununterbrochene Kette furchtbarer Entbehrungen 
und Gefahren. Befanden sie sich in Feindesland, so durften sie nicht wagen, 
die Zeit mit einem lustigen Lied zu kürzen oder ein wärmendes Feuer an- 
zuzünden, um nicht die Aufmerksamkeit ihrer gefährlichsten Feinde, der Indianer, 
zu erregen. Denn die letzteren erkannten in den weißen Jägern nicht bloß 
Konkurrenten, die ihnen im Ausbeuten der Jagdreviers Schaden zufügten, 
sondern sie trugen ihnen auch einen unversöhnlichen Rassenhaß entgegen. Wehe 
dem Trapper, den das Mißgeschick in die Gewalt eines feindlichen Stammes 
geraten ließ. 
Unter den Verwegenen, welche solchen Mühseligkeiten und Gefahren mutig 
Trotz boten und als Vorläufer der Kultur in die Wildnis am Ohio eindrangen, 
befanden sich auch viele Deutsche. Sie kamen vom Fuß der den Staat pennsyl- 
vanien durchziehenden Blauen Berge- sie kamen aus Maryland, virginien 
und Karolina. 
Die Taten mancher dieser Wackeren sind bis heute nicht vergessen. 
Ein solcher Waldsohn war Michael Schuck. Seine aus Deutschland ein- 
gewanderten Eltern waren samt seinen Geschwistern in Nordkarolina von 
Indianern ermordet worden, worauf der allein im Wald zurückgebliebene Knabe 
auf die abenteuerlichste Weise sein Leben fristete. Mit dem Instinkt eines 
Panthers und dem Scharfblick eines 5ldlers begabt, wuchs er zum echten Trapper 
heran. Kußer seinem mächtigen Bau war dieser deutsche Indianer in seinen 
späteren Tagen durch schneeweiße haare gekennzeichnet, die weit über die 
breiten Schultern herunterfielen. Beständig mit den Rothäuten kämpfend,
	        
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