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Bierbank blieb an der Hirschledernen hängen. „Ist gut, das Bier!" 
sagte der mit der rötesten Nase, trank den Krug leer und wischte 
sich den Schnurrbart. So war die Stunde abgesessen; das Bier hatte 
die Probe bestanden. Bleibt die Bank nicht hängen, so gilt das Bier 
als schlecht und der Brauer wird bestraft. An dem Euren da wäre 
wahrhastig keine Hose hängen geblieben/' Der Wirt meinte, es komme 
auch aufs Wasser an, und das Isarwasser eigne sich besser znrn Bier¬ 
brauen als das Pegnitzwasser. Der Handwerksbnrsche ließ es dahin¬ 
gestellt, schloß nochmal fest die Augen, trank den Rest aus und machte 
sich auf den Weg zur Herberge. 
Wie er am andern Tag mit Bündel und Stecken marschfertig 
dem Tore zuschritt und mit dem Geschenk in der Tasche klimperte, 
da begegnete ihm ein Zng von Schützen, die trugen alle weiße Stäbe. 
Hinterher suhr ein Wagen, der Aichwagen, mit Biersässern beladen, 
und auf dem vordersten Faß saß der Löwe, der Gehilfe des Henkers, 
und trommelte. Wen man da wohl hinrichte, fragte der Handwerks¬ 
bursche einen Bürger, der auch neugierig zusah; und er dachte, der 
Verbrecher habe wohl ein saures Henkermahl zu essen bekommen, weil 
er vor dem Tode solchen Durst habe. — „Die Fässer da?" sagte 
der andere; „die gehören dem Schmidt in der Judengasse und dem 
Ernst und der alten Rügerin und der alten Lehnerin. Die haben 
alle schlechtes verfälschtes Bier verkauft, daß die Leute drauf krank 
wurden. Drum entleert man ihnen die Fässer in die Pegnitz." Da 
ging der Münchner mit und freute sich, daß es auf der Welt noch 
eine Gerechtigkeit gibt. An der Pegnitz hielt der Wagen, und weil 
das Wasser seicht war, fuhr man ein Stück hinein in den Fluß. Der 
Löwe schlug mit dem Beil einem Faß nach dem andern den Boden 
aus, daß das braune Bier in die Pegnitz lies. Die Fische waren 
stumm und konnten es nicht klagen, wie es ihnen geschmeckt habe. 
Der neue Galgen. 
Wenn sie zu Scheinfeld einen hängen wollten, so sperrten sie 
den Verbrecher ins Loch im Rathaus und steckten seine Füße in den 
Block, daß er nicht durchs Fenster könnte. Wollten sie ihn aber rich¬ 
ten, dann gingen der Zentgraf und die Richter und Schöffen hinaus 
vor das Städtchen. Da war bei der Jodoknskapelle ein freier Platz; 
da standen im Viereck die Bänke für die Herren. Auf die vorderste 
Bank setzte sich der Zentgraf und nahm den Gerichtsstab in die Hand,
	        
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