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Das oberdeutsche Donauland.
behaglichen Lebens: hier wechseln anmutige Dorfschaften mit reizenden
Obsthainen und Gärten ab, dort zwischen herrlichen Buchen- und
Eichengehölzen kühne Dolomitfelsen mit Ritterburgen, und dort wieder
frische Wiesen mit klaren, ruhig dahingleitenden Bächen. So liegt
auf einer steil abstürzenden Kuppe, die iu das Echatzthal springt, das
Schlößchen Lichtenstein, durch Hauffs Dichtung verherrlicht.
Wanderungen in die Alb und ihre Thäler aus den Flachgegenden
find eine alte Sitte; sie geschehen meist im Frühjahre znr Zeit der
Kirschblüte. Denn dann ist der üppige, reich bewässerte, mit einem
Walde von Obstbäumen besetzte Wiesengrund wie von einem Blüten-
meere Übergossen, aus dem die Dörfer freundlich wie Inseln hervor-
tauchen.
In zahlreichen Höhlen öffnet das Gebirge sein Inneres. Bor
allen ist die Nebelhöhle bei Pfullingen berühmt. Sie besteht aus
zwei Hauptabteilungen, der untern und der obern Höhle; die erstere
teilt sich wieder in die 102 in lange vordere und die 73 in lange
hintere Höhle. Eine Treppe von 68 Stufeu führt iu die vordere
Höhle, in der die schönsten Tropfsteinfiguren und mehrere stehende
Wasser sich befinden. Die obere kleinere Höhle ist schwer zugänglich;
auch sie besteht aus mehreren Gängen und Gewölben mit Tropfstein-
gebilden.
Zum besondern Schmnck gereichen der rauhen Alb die isolierten
meist mit Burgruinen gekrönten Kegelberge aus Basalt und Phono-
lith, welche der nördlichen Steilwand vorgelagert sind.
Der Hohe Zollern, eine Stunde südlich von Hechingen,
855 in hoch, trägt die Stammburg der Hoheuzollern. Der erste
Burgbau mit dem Kirchlein St. Michael fällt in das 11. Jahr-
hundert. 1423 zerstörte der schwäbische Städtebuud nach einjähriger
Belagerung die Burg bis auf den Grund. Nur die Kapelle blieb
stehen. Graf Niklas von Zollern unternahm den Neubau; die
brandenbnrgifchen Stammvetteru halfen den Wiederaufbau vermitteln
und erleichtern. Markgraf Albrecht Achilles trug am 21. Oktober
1454 einen schweren Stein bis auf die Spitze und legte den Grund
zu dem Turme, der uoch heute der Markgrafeuturm heißt. Am
29. September 1461 wurde die ueue Burg mit dem Kirchlein ein-
geweiht. Im Laufe der Jahrhunderte indes kam die Burg in Ner-
fall uud wurde 1823 fast ganz abgebrochen. 1846 verband sich
Friedrich Wilhelm IV. mit den hohenzollernschen Fürsten zu ihrer
völligen Wiederherstellung. Nach 21 Jahren konnte am 3. Oktober
1867 König Wilhelm I. von Preußen die Schlüssel der wiedergeborenen