Full text: Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) (Teil 1)

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Das westdeutsche Rheinland. 
1152 in Frankfurt zum Kaiser gewählt; doch erst nach den Be- 
stimmnngen der Goldneu Bulle 1356 wurde Frankfurt offizielle 
Wahlstadt und seit dem 16. Jahrhundert auch Kröuuugsstadt. Da- 
mals, als die Westgrenze bis an die Champagne und Langnedoc 
hinausgerückt war, erscheint Frankfurt auch räumlich als der Mittel- 
punkt des deutscheu Lebens. 
Mit der wachsenden Größe kam die Freiheit. 1245 wurde 
Frankfurt Reichsstadt uud die Burggrafschaft iu ein Reichsschult- 
heißeuamt verwandelt. König Wilhelm erteilte der Stadt die Ver- 
sichernng, daß sie nie vom Reiche verpfändet werden dürfe, und 
Karl IV., „der eine sonderliche Liebe zu dieser Stadt hatte", das 
Recht, die bisher vom Reich eingesetzten Schultheißen selbst zu wählen. 
Kämpfe mit dem Raubadel ringsum, Streitigkeiten der Geschlechter 
und Zünfte füllen die Jahrhunderte des Mittelalters; uoch 1616 
führte der Lebküchler Fettmilch einen Aufstand gegen den Rat. 
Der Reformation wandte sich Frankfurt früh zu. Schott 1523 
predigte Ibach lutherisch, wurde aber uoch verjagt; 1533 that 
Pfarrer Melander deu Papst iu den Bann, und das Volk zerstörte 
die Bilder iu den Kirchen. 
Immer neue Elemente der Bedentendheit flössen in Frankfurt 
zusammen. Frankfurt wurde Mittelpunkt der Reichsposten, wie es 
denn auch einst das Centrum der Thuru- uud Taxisschen Post- 
Verwaltung war. Seit 1617 besieht die Oberpostamtszeitnug; jedoch 
schon vorher 1615 erschien eine Zeitung in Frankfurt, die älteste ge- 
druckte iu Deutschland. Auch für deu Buchhaudel wurde Frank- 
furt ein Hauptplatz. 
Die großen Kriege brachten der Stadt manche Heimsuchung, 
zumal die Revolutionskriege am Ende des vorigen Jahrhunderts. 
Frankfurt behielt 1803 seine Reichsfreiheit und bekam dazu alle in 
seinen Ringmauern und seinem Gebiet belegenen geistlichen Be- 
sitznngen, fortan die einzige Reichsstadt im Oberrheinischen Kreise. 
Aber schon 1806 wurde Frankfurt Mitglied und Bundesstadt des 
Rheinbundes, 1810 bis 1814 Hauptstadt des Großherzogtums Frank- 
furt. Napoleons Sturz gab Frankfurt seine Selbständigkeit wieder; 
1866 wurde es preußisch. 
Frankfurt liegt im breiten fruchtbaren Mamthal iu der Mitte 
vou vier Auen oder Gauen: „die Wetteran ist der Speicher, der 
Rheingau der Keller, der Mairtgan liefert Holz und Bausteine, die 
Gerau (Hessen) ist die Küche." Im Norden begrenzen das Main- 
that die sanften Höhen der Friedberger Warte, im Süden auf dem
	        
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