Full text: Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) (Teil 1)

Die Alpen und ihr Gerüst. 
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In abwechselnder Breite umgeben im Westen und Norden 
die Nebeuzonen das Mittelgebirge von Marseille bis Wien, Nach 
Südeu verzweigen sich die krystallinischen Gesteine der Mittelzone 
in größerer Breite, vom Monte Biso bis zum Laugensee (Lago 
Maggiore) tritt man unmittelbar aus dem krystallinischen Gebirge in 
die Ebene. Südlich vom Monte Biso umwallen dagegen Kalkmauern 
das Gebirge und östlich vom Langensee ist die Bildung mannig- 
faltiger. Auf die Mittelzoue folgt die erste Kalkmauer mit den groß- 
artigen Dolomitbergen des südlichen Tirol. Im Süden der ersten 
Kalkmauer tritt krystallinisches Gebirg auf und nmmanert sich gegen 
das Tiefland mit einem zweiten fast nnersteiglichen Kalkwalle. Der 
nördliche nnd südliche Fuß der Alpen ist mit einer Schuttmasse 
umhüllt, welche teilweise durch einen Kitt zu festem Gestein (Mo- 
lasse, Nag elf lue) geworden, teilweise als jüngerer Niederschlag 
aus lockern Geschieben besteht. 
Die Erhebung der krystallinischen Centralmassivs hat, wie es 
scheint, während der Tertiärzeit der Erde stattgefunden. Aber fort 
und fort hat das Gebirge Umformungen uud Umwälzungen mannig- 
facher Art erfahren und erfährt sie noch. Hoch gelegene Wasserbecken 
haben sich durch Querriegel gearbeitet uud in untere entleert, andere 
wurden gebildet, indem zusammenstürzende Felsengelände ein paar 
Wildbäche sperrten und aufstauteu. Ungeheure, zusammenhängende 
Gebirgsstöcke barsten auseinander uud zerspalteten sich, dnrch unter- 
irdische Kräfte in Bewegung gesetzt, in neue Arme, während andere 
Gebiete, das Gleichgewicht der Ruhe suchend, hier sich langsam hoben, 
dort sich mählich senkten. Auf vulkanische Thätigkeit deuten heiße 
Quellen. Die zahlreichen Erdbeben dagegen (besonders heftig im 
14. Jahrhundert zu Basel, 1855 im Vispthale) scheinen lediglich der 
Erosionskraft unterirdischer Gewässer ihre Entstehung zu verdanken. 
Auch in der Eiswelt sind Veränderungen vorgegangen. Sagen weisen 
in eine Zeit, wo die Region des Eises noch beschränkter war; viele 
sonst blühende Matten und glückliche Gelände sind jetzt übergletschert 
und nur uoch dem Namen nach eine „Blümlis Alp", manche sonst 
freqnente Alpenstraßen unwegsam. So hatte der Monte moro, der 
den kürzesten Übergang aus dem Wallis durch das Autroua- und 
Anzascathal nach dem Langensee bildet, einstmals für den Verkehr 
nach Italien größere Bedeutung als der benachbarte Simplon. Jetzt 
haben sich zu beiden Seiten des Joches so ausgedehnte Gletscher- 
Massen gelagert, daß selbst der Fußgänger sie nur mit Anstrengung 
überschreitet. Vou Gastein führte noch zu Aufaug dieses Jahrhuu-
	        
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