IV.
West-GuropA.
Großbritannien und Irland.
1.
In London.
— WoriH von Kcrtckstein ^
Um einen allgemeinen Eindruck des Charakters von London
und der Physiognomie seines öffentlichen Lebens zu gewinnen, be-
schloß ich, deu ersten Tag meines Aufenthalts nur flüchtig einige der
belebteren Teile zu durchstreichen. Von allen Punkten innerhalb dieser
Ungeheuern Stadt ist der Anblick auf dieselbe von einer der Themse-
brücken, die mit hochgeschwungenen Bogen den hier sehr breiten, reich
belebten Strom überwölben, besonders schön. Der eigentliche Knoten-
puukt des Verkehrs ist die London-Bridge, weil hier die meisten für die
Stromschiffahrt bestimmten Dampfschiffe abgehen. Mit der Annäherung
zur Loudou-Bridge wird das Gewühl und die Regsamkeit des Straßen-
lebens immer größer, und man wird, ohne Zeit zu einer ruhigen
Sammlung zu gewinnen, unwillkürlich von dem auf- und abwogenden
Menschenstrom mit fortgerissen. Die Breite der Straßen in allen leb-
hasteren Gegenden erleichtert das Ausweichen der Menge hin und her
rollender Wagen, unter denen Cabs, ganze Reihen aufeinander
folgender Omnibusse, für den Geschäftsbetrieb bestimmte Fahrzeuge
mit Kohleutrausporteu, Porterfässern oder Warenballen beschwert, ein
ewig wechselndes Durcheinander bilden.
Von der London-Bridge aus ist der Eindruck, welchen das weit
ausgespannte Panorama dieser mächtigen Riesenstadt zurückläßt, wahr-
Haft überwältigend. London ist mit seiner unermeßlichen Häuserwelt
in der Form einer Ellipse um beide Ufer der Themse gruppiert. Der
Strom teilt die vier Millionen Bewohner umfassende Stadt in zwei
durch zahlreiche Brücken verbundene Abteilungen. Die Stadtteile London
und Westminster liegen auf der Nordseite der Themse, Southwark