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West-Europa.
reich gegliedertes Gemälde mannigfaltiger Kontraste gewährt Vorzugs-
weise der Clydebnsen, der mit seinen vielen langgestreckten Seespiegeln
in den beiden Hauptarmen des Loch Fine und des Loch Foyle das
Hochland durchsetzt und hier die Inseln Bute und Arran umspült.
Viele Flecken und Städte beleben die Landschaft; im Osten liegt das
Stirling-Castle mit den wohl kultivierten Lowlands, durch welche der
Förth in vielen Windungen dem Meere zuströmt. Vou malerischer
Schönheit ist zumal das Südende des Sees; hier erhebt sich über
der zu ansehnlicher Breite erweiterten Wasserfläche ein Archipel von
dreizehn Inseln, die durch schmale Kauäle voneinander getrennt, ein
wahres Labyrinth von Wasserstraßen bilden.
In Balloch, wo wir nach einer etwas mehr wie vierstündigen
Fahrt um vier Uhr nachmittags landeten, nahm die Bahn nach
Glasgow uns auf. Die Fahrt geht über Dumbartou uach Bowliug,
von wo ein den Clyde herauffahrendes Dampfschiff uus nach Glasgow
beförderte, das wir noch am frühen Abend erreichten. Die Clydeufer
sind so überaus reizend, daß ich es bedauerte, nicht die ganze Fluß-
sahrt stromaufwärts gemacht zu habeu. Hier bei seiner Mündung
hat der Clyde eine Breite von 3 bis 4 Kilometern, die sich aber
allmählich bis Glasgow zu der Dimension unserer kleineren deutschen
Flüsse verengt. An dem auf einem hohen Felsen gelegenen alten Schloß
Dumbartou, einem der schönsten Punkte des Stromufers, brauste die
Lokomotive wie im Fluge vorüber, und erst die Dampfschiffahrt ließ
uns zu einem ruhigen Genuß des anmutigen Flnßpanoramas kommen.
Mit der Annäherung an Glasgow tritt dem Auge eine immer
wechselvollere Mannigfaltigkeit entgegen. Die vielen reizenden Landhäuser,
Flecken, Hotels, Fischerhütten erinnern an die Nähe einer großen,
gewerblichen Handelsstadt, bis zahllose Fabriken mit den wirbelnden
Rauchsäulen ihrer Essen die Stadt vollständig in eine Dunst- und
Nebelatmosphäre hüllen, so daß wir in Glasgow sind, ehe wir es merken.
5.
Am Riesendamm und Lough Reagh.^)
— JlrnoCö von —
Etwa 4 Kilometer hinter den malerischen Ruinen des Schlosses
Duuluce erreicht man den vielgenannten Riesendamm. Dieser
*) Sprich: loch ne.