V
üd-Europ»,
Die iberische Halbinsel.
1.
Im Vaskenlande.
- W. Kobett —
Wir blicken aus dem Fenster des dahineilenden Zuges. Tief
uuter uus liegt das Thal des Nervion: üppig grüne Wiesen bedecken
den Boden, Eichen und Hainbuchen, von Adlerfarnen und Wurm-
faruen durchrankt, bilden einen wirklichen Wald. Gute Wege durch-
ziehen die sorgsam bebauten Felder; steinerne Brücken führen über die
Bäche; die Häuser siud von Fruchtbäumen umgeben; Scheunen schließen
sich an die Wohnhäuser, wir sind im Gebiete der Basken.
Dann folgt eine Fläche mit Mais bepflanzt; dazwischen liegen
überall einzelne Steinhäuser, durch ihre vorspriugeudeu Dächer an
Schweizerhäuser erinnernd, aber massiv mit quadratischem Grundriß,
das Dach nach vier Seiten abgeschrägt, die kleinen Fenster wie Schieß-
scharten aussehend. Nur dann und wann gruppieren sich ein paar
zusammen um eine kleine Kirche, den Mittelpunkt eines Dörfchens
bildend. Bald merken wir, daß wir uns einer Industriestadt uäheru;
Eisenhütten und Fabriken erheben sich überall an dem durch Wehre
vielfach gestauten Fluß; Landhäuser mit sorgsam gepflegten Gärten
mischen sich dazwischen, und endlich führt uns ein langer Tunnel direkt
aus den Bahnhof von Bilbao.
Bilbao ist eine freundliche, saubere Stadt, am Nervion da ge-
legen, wo er ein scharfes Knie macht und den Charakter eines Berg^
baches annimmt. Ebbe und Flut reichen bis zur Stadt, und bei
Hochwasser können selbst stattliche Seedampfer bis zur großen Brücke
gelangen. Die Stadt liegt im tiefen Thal und etwas an den Ab-
hängen empor. Eine Reihe prächtiger Landhäuser zieht sich an dem