Alhambra und Generalife.
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derselben öffnet sich in die entzückende Sala de la Barca. Von hier
führt ein Gang in den Turm des Comares, in welchem sich die
Halle der Gesandten, de los Embajadores, befindet. Ich trat hin-
ein, doch ich warf keinen Blick auf ihre Pracht, ich eilte nach der
Fensternische der Vorderseite und sog das herrliche Landschastsbild
trunkenen Auges eiu. Nirgends paart sich Schönheit des Südens und
Nordens, wie auf diesem Fleckchen der Erde; ein nordischer Laubwald,
riesige Gletscherfirnen und im Thal und auf dem Fels alle Üppig-
keit und Pracht tropischer Vegetation. Ich stand an der Balustrade
uud konnte mich nicht satt sehen. Unten, zu Füßeu des Alhambra-
berges, rauscht der Darro, kleine malerische Brücken überspannen sein
enges, steiniges Bett, das von wildem, schäumendem Gebirgswasser
durchströmt wird. An der Promenade des Darro weiter nach Westen
hin liegt Granada, eingebuchtet zwischen dem Felsen der Alhambra
und dem des Albaicin. Letzterer erhebt sich der Alhambra gegenüber.
Ein Wald von Opuntien hat sich über den nackten Stein gesponnen.
Tausend und aber Tansende ihrer gelben sonnenblumenähnlichen Blüten
umweben den Berg gleich einem Goldnetze. Zur Linken sieht man
in die Bega, die üppig fruchtbare Ebeue von Granada, weiterhin er-
heben sich anmutige Berge. Vou den Schneegipfeln der Sierra
Nevada erblickt man hier nichts, aber just in seiner Begrenzung hat
das Bild einen großen Reiz. Ich trat zurück und überblickte den
imposanten Raum der Gesandteuhalle. Nenn Bogenfenster öffnen
sich uach drei Seiteu von ihr, ihre Wände sind so dick, daß diese
Fenster Nischen bilden. Die gewölbte Decke ist schönste Schnitzarbeit
aus Lärcheuholz, dessen vergoldete Rippen ans rot und blauem Gruude
kräftig leuchteu. Am Deckeueiufatz laffeu kleine Fenster wieder Licht
in die Halle dringen. Ein großes Sternenornament darunter wirkt
effektvoll. Sprüche aus dem Koran umziehen es friesähnlich. In
der mittleren Wandnische stand der Thron des Königs.
Im Westen der Halle gelangt man von dem Myrtenhofe in die
kleine Moschee der Alhambra. An dieselbe stößt ein maurischer
Garten, desseu Blüteudust und Sonnenschein durch die Fenster der
Moschee eindrangen. Doch es war spät geworden; ich ging weiter.
Eine feierliche Cypreffenallee führte mich zum Thore der Geue-
ralife. Er war ein Lustschloß uud Sommersitz der maurischen Könige
und gehört jetzt dem Marchese Pallavicini. Besucht wird der Geue-
ralife hauptsächlich wegen seiner originellen Gartenanlagen und der
schöuen Aussicht, die man von ihnen aus hat. Der Garten ist terrassen-
förmig, in kleine Abteilnugeu getrennt. Wasserfälle uud Fontänen