Full text: Aus dem Deutschen Reiche (H. 1)

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Den böhmischen Kamm bilden gleichförmige, langgedehnte Rücken ohne eigent¬ 
liche Gipselerhöhnngen, den Granititwall des schlesischen Kammes krönen eine 
Reihe stumpfer Kegel, deren Oberfläche meist ein Trümmerfeld wirr aufeinander 
gehäufter Blöcke darstellt, und überragen hier und da hohe, noch fest im 
Grunde wurzelnde Felsenmasfen. 
Im Süden lagert fick vor das Riesengebirge eine allmählich abgedachte 
Landschaft, unterbrochen dann und wann von niedrigen, rückenförmigen Er¬ 
hebungen; nach Norden fällt der Kamm sehr schroff zu tieferen Stufen ab 
und weiterhin noch ziemlich steil zu der rings von Bergen umschlossenen, vom 
Zacken und von der Lomnitz (und Eglitz) durchströmten Thallandschaft von 
Hirschberg. Dieser Steilabsall ist es vor allem, der den landschaftlichen Reiz 
des Riesengebirges bedingt, ihn zeigt uns darum unser Bild. Der Maler 
hat seinen Standpunkt ans dem Weihrichsberge (350 m) südöstlich von Warm- 
brnnn genommen. 
Nur eine knappe Stunde vom Fuße des Riefengebirges entfernt, er¬ 
blicken wir (südwärts!) hinter Ausläufern des Rückens, der die Thallandschast 
von Hirschberg gegliedert, den südlichen Teil des Beckens von Warmbrnnn, 
und dann, immer steiler ansteigend, den Nordabhang des Riesengebirges in 
seiner ganzen Ausdehnung von der Schneekoppe im Osten bis zum Reifträger 
im Westen. In dem uns am nächsten gelegenen Teile des Warmbrnnner 
Kessels blinken einige der Teichspiegel, mit denen der sehr ebene, stellenweise 
sumpfige Boden desselben ausgelegt ist. Von ihrem Westrande zieht sich süd¬ 
wärts gegen den Fuß des Gebirges hin die Landstraße von Warmbrunn nach 
dem an Bleichen und Papierfabriken reichen Giersdorf, das wir in der Mitte 
des Bildes erblicken. Von Giersdorf ans führen hart am Fuße des Gebirges 
Straßen nach dem westlich (am rechten Rande des Bildes!) gelegenen Herms¬ 
dorf („unterm Kynast" zubenannt), wo sich eine bedeutende Schachtel- und 
Zündholzfabrik befindet, und dem ostwärts gelegenen Märzdorf. Alle diese 
Orte werden als Sommerfrischen (am Fuße des Gebirges) vielfach besucht. 
Der Nordabfall des Riesengebirges zu der Sohle der Hirschberger 
Thallandschaft ist keineswegs eine einförmige, ungegliederte Bergwand, sondern 
entwickelt eine reizvolle Mannigfaltigkeit. Vom Kamme an erfolgt er zunächst 
äußerst rasch. An manchen Stellen steigert sich seine Steilheit zu nahezu 
senkrechten Felsabstürzen, die in cirkusförmiger Rundung mit steilen Mauern 
tiefe, hufeisenförmige, nach Norden geöffnete Kessel beschatten. So sind im 
Osten am Koppenplane (zwischen Schneekvppe und Kleiner Sturmhaube) die 
beiden Zirken des großen und kleinen Teiches und im Westen am Hohen 
Rade die beiden Schneegruben. In ihnen hält sich der Schnee in weitschim¬ 
mernden, die Gebirgsansicht zierenden Ansammlungen bis in den Hochsommer.
	        
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