133
Den böhmischen Kamm bilden gleichförmige, langgedehnte Rücken ohne eigent¬
liche Gipselerhöhnngen, den Granititwall des schlesischen Kammes krönen eine
Reihe stumpfer Kegel, deren Oberfläche meist ein Trümmerfeld wirr aufeinander
gehäufter Blöcke darstellt, und überragen hier und da hohe, noch fest im
Grunde wurzelnde Felsenmasfen.
Im Süden lagert fick vor das Riesengebirge eine allmählich abgedachte
Landschaft, unterbrochen dann und wann von niedrigen, rückenförmigen Er¬
hebungen; nach Norden fällt der Kamm sehr schroff zu tieferen Stufen ab
und weiterhin noch ziemlich steil zu der rings von Bergen umschlossenen, vom
Zacken und von der Lomnitz (und Eglitz) durchströmten Thallandschaft von
Hirschberg. Dieser Steilabsall ist es vor allem, der den landschaftlichen Reiz
des Riesengebirges bedingt, ihn zeigt uns darum unser Bild. Der Maler
hat seinen Standpunkt ans dem Weihrichsberge (350 m) südöstlich von Warm-
brnnn genommen.
Nur eine knappe Stunde vom Fuße des Riefengebirges entfernt, er¬
blicken wir (südwärts!) hinter Ausläufern des Rückens, der die Thallandschast
von Hirschberg gegliedert, den südlichen Teil des Beckens von Warmbrnnn,
und dann, immer steiler ansteigend, den Nordabhang des Riesengebirges in
seiner ganzen Ausdehnung von der Schneekoppe im Osten bis zum Reifträger
im Westen. In dem uns am nächsten gelegenen Teile des Warmbrnnner
Kessels blinken einige der Teichspiegel, mit denen der sehr ebene, stellenweise
sumpfige Boden desselben ausgelegt ist. Von ihrem Westrande zieht sich süd¬
wärts gegen den Fuß des Gebirges hin die Landstraße von Warmbrunn nach
dem an Bleichen und Papierfabriken reichen Giersdorf, das wir in der Mitte
des Bildes erblicken. Von Giersdorf ans führen hart am Fuße des Gebirges
Straßen nach dem westlich (am rechten Rande des Bildes!) gelegenen Herms¬
dorf („unterm Kynast" zubenannt), wo sich eine bedeutende Schachtel- und
Zündholzfabrik befindet, und dem ostwärts gelegenen Märzdorf. Alle diese
Orte werden als Sommerfrischen (am Fuße des Gebirges) vielfach besucht.
Der Nordabfall des Riesengebirges zu der Sohle der Hirschberger
Thallandschaft ist keineswegs eine einförmige, ungegliederte Bergwand, sondern
entwickelt eine reizvolle Mannigfaltigkeit. Vom Kamme an erfolgt er zunächst
äußerst rasch. An manchen Stellen steigert sich seine Steilheit zu nahezu
senkrechten Felsabstürzen, die in cirkusförmiger Rundung mit steilen Mauern
tiefe, hufeisenförmige, nach Norden geöffnete Kessel beschatten. So sind im
Osten am Koppenplane (zwischen Schneekvppe und Kleiner Sturmhaube) die
beiden Zirken des großen und kleinen Teiches und im Westen am Hohen
Rade die beiden Schneegruben. In ihnen hält sich der Schnee in weitschim¬
mernden, die Gebirgsansicht zierenden Ansammlungen bis in den Hochsommer.