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Trichters gleich, demselben tief unten liegenden Punkte zu, an dem
der schluchtenartige Zugang zum Meere beginnt und der von zwei
hoch aufragenden Kreidepfeilern flankiert wird. Links von dieser
Schlucht erhebt sich der majestätische Königsstuhl. Mit massiger
Wucht steigt er aus Buchengrün empor, um auf seiner breiten,
133 m über dem Meere aufragenden Plattform wiederum den Buchen¬
wald zu tragen. Von der Höhe dieser weit vorspringenden, mit
Geländer umfriedigten Plateauzunge aus genießt man eine herrliche
Aussicht auf das weite unbegrenzte Meer, besonders anziehend, wenn
die aufsteigende Sonne wunderbare Farbentöne vom dunklen Violett
bis zum grellen Feuerrot auf der schimmernden Wasserfläche her¬
vorruft oder die Abendsonne ihr Licht auf die rotbraunen Segel
der Fischerboote auf der See wirft, so daß sie wie leuchtende rote
Flecke in dem tiefen Blau der Flut stehen.
Keiner der jäh abstürzenden Kreidefelsen reicht unmittelbar
bis zum Meere, ausnahmslos enden sie eine Strecke weit oberhalb
desselben an flacher abgedachten, meist waldbedeckten Böschungen.
Selbst die Höhe des besonders steilen, stellenweise sogar über¬
hängenden Königsstuhles liegt soweit zurück, daß man von ihr aus
nur mit einem kräftigen Wurfe einen Stein in das Meer schleudern
kann, obschon nur ein schmaler Strand den Fuß der mächtigen
Kreidemassen von dem Wasser trennt.
Mannigfaltig ist die Gestaltungsweise dieser Steilküste. Klein-
Stubbenkammer bildet im ganzen und großen, besonders in ihrer
massigen, uns zugewandten Westhälfte, eine geschlossene Felsmauer,
die Uferwand von Groß-Stubbenkammer ist, wie auch das Ostende
von Klein-Stubbenkammer, von zahllosen Wasserrissen und Schluchten
durchfurcht und zerstückelt. Und während die modellierende Tätig¬
keit des Wassers an der Westhälfte von Klein-Stubbenkammer nur
schwache randliche Einkerbungen und oberflächliche Regenrillen
erzeugte, hat sie andernorts, namentlich an der Westseite des Königs¬
stuhls, bastionsartig ausgezackte Zinnen, scharfgratige Kämme und
turmartig zugespitzte Pyramiden isolierter, freiaufstrebender Fels¬
pfeiler geschaffen oder als letztes Stadium des Zerstörungswerkes
die oben erwähnten Böschungen geschaffen.
Diese Vielgestaltigkeit ist zunächst der Ausdruck der ver¬
schiedenen Widerstandsfähigkeit, welche die Gesteinsmassen den
zerstörenden Einflüssen der Atmosphärilien und des fließenden
Wassers entgegenzusetzen vermocht haben, es ist aber auch die