Full text: [H. 1, Abt. 1] (H. 1, Abt. 1)

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Trichters gleich, demselben tief unten liegenden Punkte zu, an dem 
der schluchtenartige Zugang zum Meere beginnt und der von zwei 
hoch aufragenden Kreidepfeilern flankiert wird. Links von dieser 
Schlucht erhebt sich der majestätische Königsstuhl. Mit massiger 
Wucht steigt er aus Buchengrün empor, um auf seiner breiten, 
133 m über dem Meere aufragenden Plattform wiederum den Buchen¬ 
wald zu tragen. Von der Höhe dieser weit vorspringenden, mit 
Geländer umfriedigten Plateauzunge aus genießt man eine herrliche 
Aussicht auf das weite unbegrenzte Meer, besonders anziehend, wenn 
die aufsteigende Sonne wunderbare Farbentöne vom dunklen Violett 
bis zum grellen Feuerrot auf der schimmernden Wasserfläche her¬ 
vorruft oder die Abendsonne ihr Licht auf die rotbraunen Segel 
der Fischerboote auf der See wirft, so daß sie wie leuchtende rote 
Flecke in dem tiefen Blau der Flut stehen. 
Keiner der jäh abstürzenden Kreidefelsen reicht unmittelbar 
bis zum Meere, ausnahmslos enden sie eine Strecke weit oberhalb 
desselben an flacher abgedachten, meist waldbedeckten Böschungen. 
Selbst die Höhe des besonders steilen, stellenweise sogar über¬ 
hängenden Königsstuhles liegt soweit zurück, daß man von ihr aus 
nur mit einem kräftigen Wurfe einen Stein in das Meer schleudern 
kann, obschon nur ein schmaler Strand den Fuß der mächtigen 
Kreidemassen von dem Wasser trennt. 
Mannigfaltig ist die Gestaltungsweise dieser Steilküste. Klein- 
Stubbenkammer bildet im ganzen und großen, besonders in ihrer 
massigen, uns zugewandten Westhälfte, eine geschlossene Felsmauer, 
die Uferwand von Groß-Stubbenkammer ist, wie auch das Ostende 
von Klein-Stubbenkammer, von zahllosen Wasserrissen und Schluchten 
durchfurcht und zerstückelt. Und während die modellierende Tätig¬ 
keit des Wassers an der Westhälfte von Klein-Stubbenkammer nur 
schwache randliche Einkerbungen und oberflächliche Regenrillen 
erzeugte, hat sie andernorts, namentlich an der Westseite des Königs¬ 
stuhls, bastionsartig ausgezackte Zinnen, scharfgratige Kämme und 
turmartig zugespitzte Pyramiden isolierter, freiaufstrebender Fels¬ 
pfeiler geschaffen oder als letztes Stadium des Zerstörungswerkes 
die oben erwähnten Böschungen geschaffen. 
Diese Vielgestaltigkeit ist zunächst der Ausdruck der ver¬ 
schiedenen Widerstandsfähigkeit, welche die Gesteinsmassen den 
zerstörenden Einflüssen der Atmosphärilien und des fließenden 
Wassers entgegenzusetzen vermocht haben, es ist aber auch die
	        
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