Das Nationaldenkmal auf dem Niederwalde.
Der 28. September 1883, der Jahrestag der Eroberung Straßburgs,
war ein Festtag ohnegleichen für ganz Deutschland, denn an diesem
Tage wurde das Nationaldenkmal unter großen Feierlichkeiten in
Gegenwart Kaiser Wilhelms und fast sämtlicher deutscher Fürsten,
Heerführer und Staatsminister, sowie einer großen Menge Volks
enthüllt.
Denken wir uns jetzt auf den Festplatz, auf dem der Weiheakt
vollzogen wurde. Von ihm aus führt eine breite Freitreppe, deren
letzte Stufen wir am unteren Kande des Bildes erblicken, nach
einer Plattform, von der sich wieder zu beiden Seiten 30 Stufen
hohe Freitreppen erheben, in ihrer Mitte von je einer Plattform
unterbrochen. Auf dem Hintergründe der ersten Plattform ist eine
Gedenktafel angebracht, welche die Worte Kaiser Wilhelms bei der
Grundsteinlegung am 16. September 1877 der Nachwelt überliefert:
„Mit denselben Worten, mit denen mein hochseliger Vater das
Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin weihte, weihe ich auch
dieses Denkmal:
Den Gefallenen zum Gedächtnis,
den Lebenden zur Anerkennung-,
den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung.“
Das oberste Plateau tritt halbrund zurück. Auf ihm erhebt
sich das Denkmal zu einer Höhe von nahezu 36 m. Davon ent¬
fallen 25 m auf den Unterbau, der sich massig, aber wohlgegliedert und
mit reichem plastischen Schmucke versehen aufbaut. In der Mitte
des unteren Sockels sitzen auf einem vorspringenden kleineren die
3 m hohen allegorischen Gestalten des Rheines und der Mosel.
Vater Rhein, ein Greis mit lang wallendem Barte und rebenum-
kränztem Haupte, stützt seine Linke auf eine wogenspendende Urne
und reicht der gegenüber sitzenden Mosel, einer reizenden, mit
Schilf und Weinlaub geschmückten Nixengestalt, die in der lässig