Full text: [H. 1, Abt. 1] (H. 1, Abt. 1)

Der Dom zu Köln. 
,,Der Dom von Köln — das bitte ich von Gott, 
rage über diese Stadt, rage über Deutschland, 
über Zeiten, reich an Menschenfrieden, reich an 
Gottesfrieden bis an das Ende der Tage! 
Der Kölner Dom, das ehrwürdigste Denkmal deutscher Bau¬ 
kunst, ein Meisterwerk der Gotik, so hoch und hehr, wie kein 
zweites zu finden ist, erhebt sich am Ostrande eines 19 m über den 
Rhein aufragenden, großenteils aus römischem Schutte gebildeten 
Hügels. Bereits im 9. Jahrhunderte stand an dieser Stelle eine 
Bischofskirche, die jedoch im Laufe der Zeit der Größe und des 
Reichtums der Stadt, der Frömmigkeit und Kunstliebe ihrer Be¬ 
wohner nicht mehr würdig erschien. Den ersten Gedanken zu 
einem Neubau hatte schon der heilige Engelbert von Berg, der 
berühmte Erzbischof von Köln und Statthalter des Reiches, gefaßt, 
aber er wurde durch seinen plötzlichen gewaltsamen Tod an der 
Ausführung verhindert. Sein zweiter Nachfolger, Konrad von 
Hoch staden, nahm, nachdem ein Brand die alte Kirche hart mit¬ 
genommen hatte, den Plan wieder auf. „Über die Maßen reich an 
Gold, Silber und Edelsteinen, also, daß er dafür hielt, sein Schatz 
sei unerschöpflich, begann er große und köstliche Dinge mit Bauen 
und Kaufen. Er begann den großen, köstlichen, ewigen Bau, den 
Dom.“ Am 15. August, dem Tage des Festes Mariä Himmelfahrt 
im Jahre 1248 wurde in Gegenwart des neugewählten Königs 
Wilhelm von Holland der Grundstein gelegt. Über den Meister, 
der den Plan entwarf, schwebt auch heute noch ein geheimnisvolles 
Dunkel, das wohl schwerlich je ganz gelichtet werden wird. Als 
den ersten Leiter des Chorbaues — und wahrscheinlich auch Er¬ 
finder des Planes — nennen uns die neuesten Forschungen einen 
Meister Gerhard, nach seinem Geburtsorte Riel, einem Dörfchen bei 
Köln, Gerhard de Rile in den Urkunden genannt. Im Jahre
	        
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