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Vor allem fesselt der imposante Hintergrund das Auge: denn der
Hauptstock der Berner Alpen erreicht nicht bloß eine besondere Höhe,
sondern auch eine sehr große Breite, wodurch die Entwickelung ausgedehnter
Firnmulden ermöglicht ist, aus denen mächtige Gletscher sich in die Thäler
herabsenken. Zur äußersten Linken, also am Nordostende des Berner
Oberlandes, erblicken wir eine gegen das Thal wandartig abstürzende,
durch eine kleine Firneinlagerung am Scheitel gekennzeichnete Felsmasse,
das Wellhorn (3196 in). Im reiht sich die gewaltige Masse der scharf¬
kantig zulaufenden Wetterhörner an: die Haslijungfrau (3703 in),
das Mittelhorn (3708 in) und das Rosenhorn (3691 rn). Die an
den steil abstürzenden Felswänden senkrecht verlaufenden Furchen, soge¬
nannte Lahngänge, verraten die Hüusigkeit des Abgehens der Lawinenck)
Vom mittleren und östlichen Gipfel der Wetterhörner erstreckt sich nach
Osten hin, überragt von dem oben abgeplatteten Berglistock (3657 in),
ein weites Firnfeld, das sich als oberer Grindelwaldgletscher zwischen
Wetterhorn (Haslijungfrau) und Mettenberg (3107 in)* 2) mit lang¬
gestreckter, schmaler Zunge thalabwärts zieht. Neben (richtiger hinter,
also südlich von) dem Mettenberge erheben sich die schrecklich zerrissenen
Felswände der Schreckhörner: das kleine Schreckhorn (3497 in)
und das große Lauteraarhoru (4043 ni), überragt von der kühn
emporstrebenden und wegen ihrer außerordeutlicheu Schroffheit größten¬
teils schneefreien Pyramide des großen Schreckhorns (4080 in). Von
einem an der Strahlegg, dem 3351 in hohen Passe zwischen dem
großen Lauteraarhorn und den (im Bilde nicht sichtbaren) Strahlegg¬
hörnern, gelegenen Firnfelde aus zwängt sich durch eine gewaltige Fels¬
schlucht am westlichen Abfalle der Schreckhörner und des Mettenberges
der ebenfalls langgestreckte, zerrissene und klippenreiche untere Grindel¬
wal d g l e t s ch e r.
Die Abflüsse der beiden Grindelwaldgletscher bilden die schwarze
Lütschine?) Sie durchströmt den Thalkessel von Grindelwald,
dessen Nordostabhang sich hinanzieht zur großen oder Hasli-Scheidegg,
einem horizontal abgeflachten, mit Matten bedeckten Rücken (1961 in),
0 In der heißen Sommerszeit, wenn die von den Höhen steil niederhängenden
Gletscher in stärkere Bewegung geraten, ereignen sich auch imposante Eisstürze
(Gletscherlawinen).
2) So heißt die auf ihrer linken, östlichen Seile mit einem kleinen Gletscher
bedeckte Bergspitze rechts vom Berglistocke.
0 So genannt, weil der Abfluß des unteren Grindelwaldgletschers durch den
von aufgelöstem Thonschiefer geschwärzten Bergelbach dunkel gefärbt wird.
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