Well- und Wetterhorn.
Wenn wir von Grindelwald aus am rechten Ufer der schwarzen
Lütschine aufwärts wandern zur großen oder Hasli-Scheidegg (1961 in)
und dann dem zu Thale rauschenden „siebenstufigen" Reichenbach folgen,
so bietet sich uns oberhalb des Rosenlauibades in der Nähe der Breiten¬
bodenalp (1417 m) ein überaus malerisches Hochgebirgsbild.
Genau im Süden erhebt sich, die Mitte des Bildes einnehmend,
eine gegen das Thal wandartig abstürzende, oben wenig zugespitzte Fels¬
masse, das Well Horn (3196 in). Rechts, in Wirklichkeit südwestlich,
reiht sich ihm die gewaltige Masse der Wetterhörner an. Ihre eis¬
gekrönten Gipfel erheben sich nur wenig aus dem Gebirgskamme, der
zwischen Mittelhorn und Haslisungfrau z. B. eine Höhe von 3540 in
hat. Die mittlere Spitze, das Mittelhorn, ist mit 3708 in der höchste
Gipfel; das südöstlich von ihm gelegene, auf dem Bilde neben dem Well¬
horn hinter einem (nicht leicht erkenntlichen) vorgelagerten Felskopfe
sichtbare Rosenhorn erreicht eine Höhe von 3691 m, und der nord¬
westliche, nach dem offenen Lande zu gerichtete Gipfel, die Hasli-
jungfrau, eine solche von 3703 m. Die Haslisungfrau hat den Vor¬
zug, den ganzen gewaltigen Absturz des Gebirgskammes nach dem Thale
zu für sich in Anspruch nehmen zu können, ein Umstand, durch den sie
zu einem selbständigen Berge erhoben wird und die Berechtigung erhält,
für sich allein den Namen „WetterHorn" zu führen. Infolge der
ungeheuren Steilheit des Abfalles ereignet sich hier, wie schon erwähnt
(Seite 17), nicht nur häufig das imposante Schauspiel riesiger Lawinen,
die im Spätwinter und im Frühlinge durch die seit Jahrtausenden von
ihnen ausgefurchten Lahngänge herabdonnern, sondern auch von Eis¬
stürzen, wenn in heißer Sommerzeit die von den Höhen steil nieder¬
hängenden Gletschermassen in stärkere Bewegung gerathen. Das Firn-
feld am Nordabhange der beiden nordwestlichen Spitzen der Wetterhörner
ist das Sammelgebiet des zu Thal ziehenden Schwarzwaldgletschers.
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