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neue Jahr nur wenige Stunden alt, und doch hat es schon so reiche Ver¬
heißung gebracht, daß wir frohgemut zum Wanderstabe greifen. Denn
die neue Pilgerfahrt beginnt, wo gestern die alte schloß: Im Jahre
des Herrn!"
151. Bonifatius.
Hermann Stoll.
In Bonifatius vereinigte sich eine Reihe der glänzendsten Eigen¬
schaften, die ihn zur Mission und zum Kirchenregimente besonders
befähigten: Ernst und Milde, Klugheit und Aufrichtigkeit, gelehrte
Bildung und praktisches Geschick, Tatkraft und unermüdliche Ausdauer.
Darum übte er eine Macht über die Geister, wie sie wenigen beschieden ist.
Wer mit ihm persönlich verkehrt hatte oder ihn das Evangelium hatte
auslegen hören, mochte nicht wieder von ihm lassen. Daher die unendliche
Verehrung und Liebe, die er schon bei Lebzeiten genoß, der trostlose
Schmerz und das Zusammenströmen des Volkes, als seine Leiche von
Friesland nach Fulda übergeführt wurde.
Zu den persönlichen Vorzügen kam für das Gelingen seines Werkes
noch hinzu, daß sowohl die fränkischen Herrscher als auch die Päpste ihn
nachhaltig und wirksam unterstützten. Die fränkischen Herrscher erkannten,
daß christliche Nachbarn ihrem Reiche vorteilhafter seien als heidnische,
und dem Papste war die Tätigkeit Winfrieds hochwillkommen, da Win¬
fried zugleich den christlichen Glauben ausbreitete.
Als Missionar wirkte Bonifatius besonders unter den Hessen und
Thüringern, und es gelang ihm, diese Stämme dem Christentume zu
gewinnen.
Bei Geismar in Hessen stand eine große Eiche, die Donareiche, die
als Hauptheiligtum im Lande verehrt wurde. Dorthin zog Bonifatius
und hieb mit seinen Begleitern vor einer großen Versammlung den Baum
nieder. Donar schützte sein Heiligtum nicht, und mit dessen Fall sank
auch der altheidnische Glaube. Daß man den Fremdling ungestraft Hand
anlegen ließ und auf ein Gottesurteil wartete, läßt darauf schließen, daß
der heidnische Glaube bereits zweifelhaft geworden war. Aber jedenfalls
gehörte kein geringer Mut dazu, vor der erregten Menge, die im nächsten
Augenblick zum Totschlag übergehen konnte, das Heiligtum anzugreifen.
Aus dem Holze des Baumes baute Bonifatius dem heiligen Petrus zu
Ehren eine Kapelle.
Nachdem Bonifatius diese ersten Erfolge errungen hatte, kam die Zeit