Iß 5. Kurzweiliger Zweikampf zweier Hasenherzen.
diese Kurzweil zu gestatten; er selbst wolle schon dafür sorgen,
daß keiner der beiden Kämpen Schaden nehme. Der König aber
dachte, weil seine Tochter doch so viele Jahre lang Ungemach ge¬
duldet, so wolle er ihr, ihrem Gemahle und allen Anwesenden eine
solche Ergötzlichkeit immerhin gönnen. So erlaubte er es denn
dem Edelmanne. Dieser ging hin zu dem König Sieghard und
erbat sich von ihm seinen Söldner Zivilles, indem er ihm vor¬
trug, welchen Scherz er mit demselben vorhätte. Der König Sieg¬
hard willigte gern in die Bitte, und der Edelmann suchte den
fremden Kriegsmann auf und sagte ihm nach langen Umschweifen,
daß er zu keinem andern Ende gekommen sei, als ihm anzukün¬
digen, daß Jorcus, der Verwalter des Königs Gilbald, ihn auf
den morgenden Tag auf Leib und Leben zum Kampfe heraus¬
fordere. Zivilles erschrak über alle Maßen, fing an zu zittern und
gab mit stammelnder Zunge die Antwort: „Ich habe mit diesem
Jorcus nichts zu thun; wie kommt er denn dazu, daß er mich
fordern läßt?" „Dem sei, wie ihm wolle," erwiderte der Edel¬
mann, „er hält Euch einmal für keinen redlichen Kerl, deswegen
verlangt er von Euch, Ihr sollet, mit guter Rüstung versehen,
morgen zu der und der Stunde auf dem Kampsplatze erscheinen,
dort will er Euer warten." Damit ging der Edelmann seiner
Wege. Der König Sieghard und seine Leute, welche den Schrecken
des Söldlings sahen, redeten ihm Muth ein und munterten ihn
zum Kampfe aus. Da rief Zivilles den Edelmann endlich zurück
und sagte ihm: „Mein Freund, ich will mich bis morgen be¬
denken!" Mit dieser Antwort ging der Edelmann zu dem Bauern,
der sehr erfreut darüber war, denn er schloß daraus, daß der
Kriegsknecht nimmermehr kommen würde, weil ihm der Edelmann
noch dazu erzählt hatte, wie erschrocken Zivilles über seine For¬
derung gewesen sei.
Am andern Morgen aber redeten des Königs Leute ernstlich
mit Zivilles und sagten, es wäre ihm eine ewige Schande, wenn
er den Kampf ausschlüge; denn sie hätten wohl gehört, daß Jor¬
cus ein verzagter Bursche wäre; sobald dieser einen bloßen Degen
sähe, so würde er die Flucht ergreifen. Dadurch ließ sich Zivilles
überreden, schickte früh morgens zu dem Bauern und ließ ihm
sagen, daß er um ein Uhr des Nachmittags aus dem Kampfplatze
in guter Rüstung zu Pferde erscheinen werde; da wollte er ihn
lehren, was es hieße, einen redlichen Reitersmann ohne vorange¬
gangene Beleidigung zum Kampfe herausfordern! „Und wiewohl
es mir, als einem versuchten Kriegsmanne nicht wohl ansteht, mich mit
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