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Dienste leisten könnten. Es ist das um so mehr zu beklagen, als die
Fledermaus nur alljährlich ein Junges wirft, sich also recht langsam ver—
mehrt. Alle derartige Eingriffe in das stille Walten der Natur rächen
sich stets sehr empfindlich. Darum Schutz den nützlichen Tieren in Feld
und Wald!
Dazu gehören auch die Eulen, wie sich aus ihren Gewöllen leicht
nachweisen läßt. Gewölle sind diejenigen unverdaulichen Stoffe, Haare,
Knochen, Zähne, Federn, welche Raubvögel mit ihrer Nahrung verschlingen
und dann durch Brechbewegungen in rundlichen Ballen wieder von sich
geben. Die Eulen leben fast nur von Mäusen und Ratten. Außerdem
fressen sie aber auch ausnahmsweise Wiesel, Maulwürfe, Vögel kleinerer
Art und Käfer Die Eule ist die Katze unter den Vögeln und geht nachts
auf Raub aus, während sie den Tag in der höchsten Spitze des Kirchturmes,
in unzugänglichen Felslöchern oder hohlen Bäumen verbringt. Manche
Naturforscher schlagen vor, ihr durch Offnen der Fenster am Abend den
Zugang zum Kornboden zu ermöglichen, da sie die Mäusejagd so wirksam
betreibe wie die Katze, dabei aber das Korn nicht so ekelhaft verunreinige
wie diese.
Als die nützlichsten Raubvögel muß man die Bussarde schätzen und
schützen. Der Naturforscher Martin sagt: Jeder Bussard verlangt täg—
lich 15, 20, ja 25 Mäuse zu seiner Nahrung, wie ich an vielen Hun—
derten derselben, die ich zu verschiedenen Jahreszeiten und in sehr ver—
schiedenen Ländern untersuchte, nachzuweisen im stande bin. Schießt man
wiederholt auf den Bussard, so verläßt er samt vielen seiner Sippe
die Gegend, weil sie sich nicht mehr sicher und wohl fühlen. Das un—
verständige Knallen der Sonntagsjäger vertreibt die Flurwächter und
befördert so den Mäusefraß. Wer hätte nicht schon beobachtet, was für
ein Aufruhr unter großen und kleinen Tieren bei einem unerwartet ab—
gefeuerten Schuß entsteht, wie alles schreit, ängstlich umherflattert und
irgendwo Zuflucht sucht, was bis dahin seinem friedlichen Gewerbe nach—
gegangen war!
Gehen wir im Juli oder August über eine Wiese, so umhüpfen uns
wohl Tausende von großen und kleinen Grashüpfern, Heupferden oder
wie dieses Getier sonst noch genannt werden mag, so daß es um uns her
förmlich davon rasselt. Alle diese Kerfe sind höchst schädlich und können
die Pflanzenwelt buchstäblich bis in den Grund hinein vernichten, wenn
uns die Natur nicht ihre allezeit schlagfertige Armee in den Kiebitzen,
Krähen, Staren, Schnepfen, Regenpfeifern, Störchen und anderen zur
Verfügung stellte, die sich Tag für Tag von diesen Schädlingen ernähren
und die Flur gegen ihre gewaltsamen Eingriffe schützen. Aus Dankbarkeit
nimmt der Mensch dem Kiebitz sein Gelege weg; das Ei schmeckt ja noch
besser als das des Haushuhnes, fängt die Stare und Drosseln, schießt die
Schnepfen und drangsaliert seine Wohlthäter auf jede mögliche Weise. Von
den genannten Vögeln will ich den erklärten Freund des Menschen, den
Storch, noch am wenigsten in Schutz nehmen; ist er doch wenigstens ebenso
schädlich wie nützlich; denn er frißt Maulwürfe, Spitzmäuse, junge Vögel,
Frösche, Bienen, also nützliche Tiere, ebensogut wie Mäuse, Schlangen,
Schnecken und Heuschrecken; aber Kiebitze, Schnepfen, Stare, Krähen,
namentlich die Saatkrähen mit dem am Grunde weißlichen Schnabel,