Friedrich II. der Große.
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bietung bedeutender Kräfte vorzugehen gedachte. Friedrich kam
seinen Gegnern. wieder zuvor. Mit 100 000 Mann rückte er in
Böhmen ein und trieb die Österreicher unter Karl von Loth - Süden,
ringen und Browne bis vor Prag zurück. Hier entbrannte
ein heißer Kampf, der mit einem glänzenden Siege für die Preußen
endigte. Browne wurde schwer verwundet und starb bald darauf-,
aber auch Graf Schwerin fiel, ein großer Verlust für Friedrich!
Während dieser Prag belagerte, wohin sich das kaiserliche Heer ge-
rettet hatte, sammelte Feldmarschall Daun ein neues öfter-
reichisches Heer, dem Friedrich bis Kolin entgegenzog. Die
geringere Truppenmacht und taktische Fehler seiner Generale ent-
schieden aber gegen Friedrich: sein Heer wurde (18. Juni) völlig
geschlagen und zum Teil gefangen genommen. Er selbst zog sich
mit dem Reste nach Sachsen zurück. — Nicht lange darauf traf den
König ein neuer Schlag: die Russen fielen unter dem Grafen Osten.
Apraxin in Ostpreußen ein, schlugen den preußischen Feld-
Marschall von Lehwaldt bei Großjägersdorf zwischen
Wehlau und Jnsterburg und hausten wie die Hunnen. — Schon
vorher waren die Franzosen, 100000 Mann stark, über den Westen.
Rhein bis nach Westfalen vorgedrungen. Der englische General
Herzog von Cumberland stellte sich ihnen an der Spitze
deutscher Mietstruppen bei Hastenbeck (an der Weser) entgegen,
gab aber die Schlacht zu früh verloren und zog sich nach der untern
Elbe zurück, so daß Hannover und das ganze nordwestliche Deutsch-
land den Franzosen in die Hände fiel. Ja Cumberland ging den
schmählichen Vertrag von Kloster Zeven ein, wonach seine
Truppen im Bremisch-Verdischen Quartiere beziehen und am
Kampfe nicht mehr teilnehmen sollten. Erst das Ende des Jahres
gestaltete sich freundlicher^). Friedrich eilte von Sachsen her nach
Thüringen. Mit etwa 20 000 Mann machte er am 5. November bei
Roßbach einen Angriff auf den dreimal stärkern Feind. Das
französische Südheer unter Prinz Soubise und die Reichsarmee
standen ihm vereinigt gegenüber; aber nur jenes setzte dem Könige
*) Im Oktober 1757 überfiel jedoch der Kroatengeneral H a d d i k die
Stadt Berlin und erpreßte 540 000 M., mußte dann aber der Besatzung
weichen. Im November erlitt auch Friedrichs Schwager, der Herzog von
Braunschweig-Bevern, an der Lohe bei Breslau eine Niederlage, übergab diese
Festung dem Feinde und geriet bald darauf in österreichische Gefangenschaft.