fullscreen: Abriß der Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

Die großen Entdeckungen seit 1492. 11 
Den Seeweg nach Ostindien hatte inzwischen doch die Nation zuerst 
gefunden, von welcher der Gedanke zu demselben ausgegangen war, die Portu- 
gtefen. Das Aufstreben dieses Volkes fällt in dieselbe Zeit, wo Spanien 
sich zu der ersten Stelle unter den europäischen Staaten erhob; bald aber trat 
euch Portugal selbst unter spanische Herrschaft (worauf es in das rasch er- 
folgende Sinken der spanischen Uebermacht hineingezogen wird). 
Der Aufschwung, den der Nationalgeist und der Verkehr der Portu¬ 
giesen in den letzten Zeiten des Mittelalters nahm (f. Mittelalter S. 111), 
hatte auch dort zur Erhebung der Königsmacht und damit zur Unter- 
drückung der Adelsherrfchaft geführt. 
Johann n. (1481 bis 1495), ein kräftiger Fürst, hatte die Gerichts- 1481 bis 
barkeit des Adels beschränkt und das Haupt der Aristokratie, den Herzog von 1495 
Braganza, öffentlich hinrichten lassen, wie den Herzog von Vifeo — den Bruder 
feiner Gemahlin — als Verschworenen selbst niedergestoßen. Doch folgte der 
Letzteren jüngerer Bruder 
Emannel (1495 bis 1521), als Johann kinderlos starb, demselben auf 1495 bis 
dein Throne. Dieser erhielt, weil unter ihm Indien erreicht wurde, den Namen 1521 
des Glücklichen. Vasco da Gama vollendete zuerst die Fahrt um Afrika 
nach Ostindien, und zwei Jahre nachher nahmen die Portugiesen auch Brasilien 
iq Besitz. In den indischen Gewässern erfocht dann Almeida als Unterkönig 
einen glänzenden Seesieg (1509) über den Sultan von Aegypten, den die 
Venetianer mit schwerem Geschütz unterstützten, weil die Portugiesen die Handels- 
wege nach dem Mittelmeer zu sperren drohten. Zu demselben Zwecke wurde 
allerdings Ormus von Alboquerque belagert, der, als Almeida aus Mis- 
trauen abberufen und dann von den Hottentotten erschlagen war, als General- 
Capitän in Indien folgte (1509 bis 1515). Mit großer Einsicht begründete 1509 
dieser Goa, das seitdem der Stützpunkt der portugiesischen Herrschaft in den 
indischen Gewässern blieb. Er gewann auch schon Malakka, und ein Theil 
seiner Flotte fand die Molukken; Gesandtschaften aus Siam, Java und 
Sumatra begrüßten ihn. Die Insel Ormus, bei deren früherer vergeblichen 
Belagerung er geschworen hatte, sich den Bart nicht abzunehmen, bis er sie 
erobert hätte, konnte er erst unterwerfen, als fein schneeweißer Bart bereits 
bis auf den Gürtel reichte (1515). In demselben Jahre erhielt er feine Ent- t 1515 
lassung, als er schon von Krankheit entkräftet war. Die Einwohner Goa's 
lieferten seine Gebeine nur sträubend an die Portugiesen aus. Auch unter 
Emauuel's Sohn 
Johann HI. (1521 bis 1557) dauerte das Aufstreben der portugiesischen 1521 bis 
Macht in Ostindien fort. Die Molukken wurden erst durch Zahlung einer 1557 
Geldsumme an Karl V. ihr unbestrittenes Besitzthum; sie nahmen auch Diu, 
und befetzten Ceylon; sie knüpften Verkehr'mit China und Japan an. 
Luis de Camoens (f 1579), Der selbst in Indien gefochten hatte, besang 
diese romantifche Heldenzeit feines Volkes in dem nationalen Epos der „Lu- 
fiade". — Aber schon zeigten sich die Vorboten eines raschen Sinkens. Der 
freie Aufschwung der feurigen Spanier und Portugiesen wurde von Königen
	        
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