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Schildwache stehen und den Vater zu den militärischen 
Uebungen begleiten. 
Aber der Kronprinz hatte einen ganz andern Sinn 
als der Vater. Die militärischen Uebungen waren ihm zu¬ 
wider, er verlangte nach anderer Beschäftigung, las franzö¬ 
sische Bücher, trieb Dichtkunst und blies die Flöte. Das 
waren freilich Dinge, die der Vater verachtete, der keine 
Bücher leiden mochte als Bibel und Gesangbuch. Dennoch 
gelang es dem Prinzen durch Hülfe seiner Mutter, seiner 
Neigung im Stillen zu folgen. Wenn er den Vormittag in 
der engen Uniform zugebracht hatte, warf er nachmittags 
den Soldatenrock weg, zog einen goldgestickten Schlafrock 
an, ließ sich das Haar nach französischem Muster frisiren 
und vergnügte sich mit seinen Freunden. Aber während 
sie im besten Zuge waren, erschreckte eines Tages die 
heitere Gesellschaft der weithin schallende Schritt des Vaters. 
Es flüchtete sich, wer fliehen konnte. Bücher und Musikalien 
wurden versteckt; der Schlasrock mit der Uniform vertauscht. 
Da trat der König ein. Sein spähendes Auge entdeckte 
gar bald die Bücher, den Haarputz und den Schlafrock. 
Der Schlafrock wurde in's Feuer geworfen, die Bücher 
dem Buchhändler zugeschickt, die Haare abgeschnitten. 
Längere Zeit durfte der Prinz nicht mehr vor dem Vater 
erscheinen; es entstand eine Spannung zwischen beiden, 
die immer größer wurde. Der Vater hielt seinen Sohn 
sür weichlich und eitel und verargte es ihm, daß er hinter 
seinem Rücken verbotene Dinge treibe. Es schmerzte ihn 
tief, und in seinem Unwillen schalt und mißhandelte er 
denselben so lange, bis dieser das Leben am Hofe uner¬ 
träglich fand und den Entschluß faßte, nach England zu 
entfliehen. Alles wurde vorbereitet. Mit Hülfe seiner 
Freunde Katte und Keith sollte die Flucht ausgeführt 
werden. Aber die Sache wurde dem Könige verrathen, 
und in dem Augenblicke, als der Kronprinz sein Vorhaben 
ausführen wollte, ließ ihn der Vater verhaften. 
Der König betrachtete den Kronprinzen und Katte 
und Keith als Ausreißer und Staatsverbrecher. Keith 
wurde früh genug gewarnt und entfloh. Den Kronprinzen
	        
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