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Hessen mit anderen Fürsten und Herren. Die Empörer wurden bei Franken¬
haufen besiegt, Münzer gefangen und hingerichtet.
Eine Fortsetzung dieser sozialistischen Bewegung trat zehn Jahre später
in Münster hervor. Hauptsächlich in Verbindung mit den Lehren der
Wiedertäufer hatte die Bewegung in vielen Teilen von Deutschland An¬
hänger behalten, zumal in den gewerblichen Städten am Rhein; von dort
aus war sie nach den Niederlanden übertragen worden. Man verlangte
die Tause der Erwachsenen und verbreitete die Lehre von der Wiederkehr
Christi; das Streben dieser Sekte war die Begründung einer Gemeinde von
Heiligen, welche ohne Obrigkeit und ohne Priester in Gütergemeinschaft und
Vielweiberei -miteinander lebten. In Münster bemächtigten sich die
„Wiedertäufer" des Stadtregiments, verbrannten alle Bücher bis auf die
Bibel, vertrieben ihre Gegner und zogen deren Güter ein. Die Häupter
waren Jan Mathys von Hartem, Knipperdolling und der Schneider Jan
Bockelfon von Leyden, welcher sich zum „König von Münster" erheben ließ.
Endlich gelang es dem Bischof von Münster, mit Hilfe der benachbarten
Reichsstände die Stadt zu erobern und so der Schreckensherrschaft der
Wiedertäufer ein Ende zu machen. Ihre Lehre nahm der Priester Simon
Menno aus, gestaltete sie aber vollständig um und gründete die Sekte der
Mennoniten, welche noch jetzt besteht.
Fortgang der Reformation in Deutschland bis zum
Tode Luthers.
Das Wormser Edikt wurde wenig beachtet, die Reformation gewann
eine schnelle Verbreitung. Außer den gewaltigen Schriften Luthers kämpfte
Melanchthon mit der Feder, Hans Sachs durch feine Volkslieder (die Witten¬
berger Nachtigall erschien schon 1523) für dieselbe. Die Kurfürsten Friedrich
und Johann der Beständige von Sachsen und der Landgraf Philipp von
Hessen, die Grasen von Mansfeld und viele andere Fürsten, besonders
in Nord- und Mitteldeutschland, erklärten sich für die neue Lehre und führten
sie in ihren Landen ein. Ebenso wurden die Städte schnell gewonnen:
Magdeburg, die Hansastädte Bremen, Hamburg, Lübeck, Braunschweig; in
Oberdeutschland Nürnberg, Ulm, später Straßburg und viele andere Reichs¬
städte. Von besonderer Wichtigkeit war die Sekularisation des Ordens-
staates Preußen. Der letzte Hochmeister Albrecht von Brandenburg
hatte lange Zeit vergeblich versucht, die Hilfe des Reichs zu gewinnen, um
bie durch den Frieden von Thorn ihm 1466 auferlegte polnische Oberhoheit
abzuschütteln. Da entschloß sich Albrecht auf Luthers Rat, ben innerlich