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Hausen Schlangen, giftige Skorpione, Krokodile, Schlammvampyre, Krebse
und Krabben, langbeinige Seespinnen und Schwärme stechender Insekten,
aber auch schmackhafte Austern. — Diese Sumpfwaldungen sind fort¬
während von pestartigen Ausdünstungen überlagert, die das gefürchtete
Sumpffieber erzeugen, dem schon so mancher Ansiedler und Forscher er¬
legen ist. (Reinh. Buchholz.)
Das Iste Meer.
1. Lage, Größe und Gliederung.
Das tote Meer, auch Salzmeer, bei den Arabern ,,See des Lot"
genannt, liegt in der tiefsten Stelle des Iordanspaltes zwischen dem Gebirge
(der Wüste) Juda und dem Gebirge Abarim, zwischen 31° 5' u. 31° 45',
hat also eine Längenausdehnung von ca. 75 km. Die Breite wechselt
zwischen 3 und 18 km. Der See bedeckt eine Fläche von 910 km55.
(Bodensee = 540 km.2) Durch eine in der südlichen Hälfte von O. her
einspringende Halbinsel (Lisom) gliedert er sich in einen oberen und unteren
Teil. Er liegt etwa so tief unter dem Meeresspiegel als der Bodensee
über demselben, ca. 400 m.
2. Anblick.
Man hat sich bei der Beschreibung des toten Meeres namentlich in
früherer Zeit bemüht zu zeigen, daß dieser See bis zum heutigen Tage
einen unheimlichen Eindruck mache, welcher unwillkürlich an den Zorn und
das Gericht erinnere, das einst über Sodom und Gomorrha erging.
Düsteres Schweigen, so erzählte man, ist über die Landschaft gelagert;
keine Pflanze wächst an dem Gestade; kein Vogel fliegt über die Todes¬
flut! Wir haben von diesem unheimlichen Eindruck nichts empfunden.
Eine weite Fläche in entzückendem Tiefblau lag vor unsern Augen. Das
Meer leuchtete und blitzte wie mit tausend Diamanten geschmückt. Weitum
lagerten sich hohe Gebirge in rosigem Farbenschimmer, und drüber wölbte
sich ein klarer, wolkenloser Himmel. Das ganze Ufer entlang lag eine
Menge von Treibholz, das der Jordan herabgeführt hatte. Die Baum¬
stämme leuchteten weiß in der Sonne, denn das tote Meer hatte sie ganz
und gar mit einer Salzkruste überzogen. Am Ufer liest man sich wohl
einige interessante Steinchen, schwarz, weiß, gelb oder rot auf. Auch findet
man seltsamer Weise zuweilen kleine Muscheln, obgleich im See selbst heute
kein lebendiges Wesen existieren kann.
Mit Recht sagt der bekannte Reisende Gregorovius: „Unsere Vor¬
stellungen vom toten Meere sind ganz irrig. Wenn Gott in seinem Zorn
die blühenden Thäler, durch welche einst der Jordan zwischen Palmen¬
hainen herabströmte, vernichtet hat, so war doch sein Fluch schöpferisch, da
er an ihre Stelle eines der wunderbarsten Gemälde der Erde gesetzt hat.
Der furchtbare Salzsee strahlt in Jrisfarben wie nur ein Golf Siciliens
oder der Meerbusen von Korinth. Aber sein Schein ist dunkler, wie von
geschmolzenem Metall, seltsam und geisterhaft. Seine Wellen ruhen nicht
in bleierner Unbeweglichkeit, sondern sie ziehen, wie jedes andere Meer,
weiße Schaumbrandungen um die Küste."